Wenn ein Deutscher im Netz surft, ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass er Tierbilder aufruft. Hund und Maus spielen dabei allerdings nur Nebenrollen. Die Katze hat es im Netz zum Superstar gebracht. Grumpy Cat, die amerikanische Katze mit dem Gesichtsausdruck „10 Tage Regenwetter“, ist nur ein Beispiel dafür. Sie hat ihre Besitzer zu Millionären gemacht. ‚Zusammen schaut man weniger allein‘ befindet nun das NRW-Forum und lädt zum ersten „Internet Cat Video Festival“ auf deutschem Boden. theycallitkleinparis hat mit Museumsdirektor Alain Bieber gesprochen.
Deine erste Ausstellung „Ego Update“ am NRW-Forum ist Ende Januar zu Ende gegangen. Wie zufrieden bist du?
Wir hatten rund 30.000 Besucher, über eine Millionen Medienkontakte, über 100 Schülerführungen. Die Ausstellung wandert in Teilen weiter in die Villa Rot bei Ulm, die von uns gezeigte Arbeit „Excellences & Perfections“ von Amalia Ulman wird gerade von der Tate London gefeiert, wir scheinen einige weitere Selfie-Ausstellungen angeregt zu haben, wie zum Beispiel „Ich“ in der Frankfurter Schirn. Ja, ich bin zufrieden, so kann es ruhig weitergehen…
Am 19.2. startet nun ein neues Format im NRW-Forum: der „Internetstadl“. Dessen erste Ausgabe bringt das „Internet Cat Video Festival“ nach Düsseldorf. Womit dürfen die Besucher rechnen?
Der „Internetstadl, das lustige IRL-Fest der Netzkultur“ möchte Online-Phänomene in ein unterhaltsames und intelligentes Veranstaltungsformat bringen. Die Menschen quasi vom Netz lösen, sie zurück in einen sozialen Offline-Raum bringen, damit man sich im echten Leben, away from keyboard, mit anderen Menschen zum Thema Netzkultur austauschen kann – das macht nämlich noch viel mehr Spaß als alleine vor dem Rechner! Los geht’s mit dem wahrscheinlich größten Phänomen: Katzen im Netz. Die Besucher dürfen sich auf rund zwei Stunden Katzenvideos freuen, eine Stunde die internationale Auswahl des Catvideofest aus dem Walker Art, eine Stunde die besten deutschen Katzenvideos. Außerdem sind dabei: ein Kratzbaum-Startup, KletterLetter aus Düsseldorf, Purrmania, ein Katzenspielzeughersteller aus Berlin, Fotografie-Studenten mit ihrer Arbeit Katzmonauten und Petra Heermann, eine Katzenpsychologin, die allen Besuchern kostenlos Fragen beantwortet, wie: Haben Katzen wirklich Angst vor Gurken? Moderiert wird die Veranstaltung von mir und Katja Berlin, Autorin des Buches „Cat Content: SMS von meinem Kater“. Der Dresscode ist übrigens festlich – das soll ja schon alles wie bei einer Oscar-Verleihung sein.
Die Idee haben Sie vom Walker Art Center, Minnesota übernommen. Dort kommen jährlich 10.000 Besucher. Wie viele erwartest du zur ersten Ausgabe auf deutschem Boden in Düsseldorf?
Wir kooperieren mit dem Walker Art Center und zeigen die kuratierte US-Filmrolle exklusiv das erste Mal in Deutschland. Wir erwarten rund 500 Gäste – viel mehr Platz gäbe es bei uns auch nicht, aber wer weiß, vielleicht machen wir das in Zukunft auch als Open-Air-Veranstaltung.
Ich habe noch nie ein Katzenvideo gesehen.
Glaube ich nicht!
Erklär mir die Faszination!
Allein auf Youtube werden pro Minute mehrere hundert Stunden Katzenvideos hochgeladen. 30 Prozent der Datenflut deutscher Surfer entfallen auf Tierbilder, so die Bundesnetzagentur. Grumpy Cat hat über sieben Millionen Fans, ist zu einem Filmstar geworden – und ihre Besitzer zu Millionären. Und das Netz hat vor allem drei Dinge groß gemacht: Militär, Sex und Katzen. Es ist wichtig, sich verstärkt mit solchen Netzphänomenen zu beschäftigen. Warum sind die Menschen verrückt nach Katzen? Wegen des Kindchenschemas? Weil es einfache, leicht verständliche Inhalte sind? Warum überfluten Menschen plötzlich, in der höchsten Terrorwarnstufe in Brüssel, die sozialen Netzwerke mit Katzenbildern? Bei solchen Fragen wird’s spannend – es wurden ja sogar schon Doktorarbeiten über LOLCats geschrieben.
Warum hat es ausgerechnet die Katze zum Protagonisten der Filmchen gebracht? Was hat sie, was Hund, Hamster oder Wellensittich nicht haben?
Dichter Francesco Petrarca (1304-1374) wusste: „Die Menschheit lässt sich grob in zwei Gruppen einteilen: In Katzenliebhaber und in vom Leben Benachteiligte.“ Katzen wurden im alten Ägypten als Inkarnation der Götter verehrt und galten als heilig. Katzen hatten schon immer potentiell mehr Fans als andere Tiere. Und sie sind eigenwillig, intelligent, neugierig – und meist drin aktiv.
Welches ist dein liebstes Katzenvideo?
Zwei Klassiker: Keyboard Cat (1984) und Nyan Cat (2011) – die einzigen zwei, die es in das Big Internet Museum geschafft haben .
Dein Pressefoto zeigt dich mit einem Stubentiger auf dem Arm. Es ist vermutlich nicht dein eigener, oder?
Die Katze heißt Miglo und wurde mir von einer Freundin für unser Foto-Shooting geliehen.
Gibt es von ihr auch Videos?
Nein. Sie mag den Medienrummel um ihre Person nicht so sehr und ist eher schüchtern.
Hast du ein Haustier?
Nein. Aber ich hatte wirklich zwei Katzen, als ich kleiner war.
Du bist vom Art Magazin in einer ganz besonderen Kategorie ausgezeichnet worden: „verstörendster Pullover“. Auf dem Textil ist neben deinem Konterfei auch das einer Katze zu sehen. Der perfekte Look für den 19.2.?
Ja, vielleicht werde ich diesen Pulli einfach wieder tragen. Aber natürlich unter einem Anzug – siehe Dresscode: Gala-Veranstaltung.
Der „Internetstadl“ wird in Zukunft einmal monatlich stattfinden. Was ist für die kommenden Ausgaben geplant?
Im März gibt ein FoodHacking-Event mit dem Center for Genomic Gastronomy – quasi alles über die Postinternetküche, gemeinsam kochen und dann gemeinsam essen . Und im April organisieren wir einen Yami-Ichi, das ist ein Offline-Geek-Flohmarkt. Jeder, der dort internetbasierte Waren verkaufen möchte, kann sich direkt bei uns melden: info@nrw-forum.de.
19.2., 19 Uhr, Internet Cat Video Festival, NRW-Forum, Düsseldorf
1 Kommentar
Kommentieren[…] „Das Netz hat drei Dinge groß gemacht – Militär, Sex und Katzen“ – Interview m…: […]