Die Papageien Kiki und Lotte im Porträt. Gefiederte Freunde

Eigentlich wollte der menschliche Nebendarsteller dieser Geschichte gar kein Haustier. Bis vor vielen Jahren seine Mutter starb und Charly hinterließ. Einen Kongo-Graupapagei, 20 Jahre alt. Im besten Papageienalter sozusagen. Schließlich können die Flattermänner es bei guter Pflege auf stattliche 60 Jahre bringen. Charly wurde 30 und liegt heute in einem Garten in Erkelenz begraben. Unter einer alten Kastanie. Der menschliche Nebendarsteller trauerte eine angemessene Weile. Dann kamen Kiki und Lotte ins Haus, ebenfalls Kongo-Graupapageien. Mit ihnen teilt er seit Jahren seine Maisonette-Wohnung in Düsseldorf-Oberbilk. In der unteren Etage ist des Menschen Reich, im ausgebauten Dachgeschoss leben die Vögel. In einer Voliere, wie sie jedem Vogelpark gut zu Gesicht stehen würde. 2,25 mal 1,45 mal 2,10 Meter misst der Käfig. Über 4000 Euro hat die Maßanfertigung eines Volierenbauers gekostet. Der Clou: Durch eine im Käfig befindliche Balkontür können Kiki und Lotte sogar nach draußen. Der Käfig findet seine Fortsetzung auf der Dachterrasse. Als ich zu Besuch bei den Vögeln bin, herrschen Temperaturen um den Gefrierpunkt. Zu kalt für die Vögel, vermute ich. „Das macht denen nichts aus“, erklärt der menschliche Nebendarsteller. „Nur Regen mögen sie nicht. Sobald die ersten Tropfen fallen, verziehen sie sich nach drinnen.“

Afrikaner aus Bochum
Wie der Name bereits nahe legt, kommen die Kongo-Graupapageien aus dem Kongo. „Das sind Afrikaner“, sagt der stolze Papageien-Papa, ursprünglich jedenfalls. Kiki und Lotte wurden im Papageienpark in Bochum geboren, dort werden sie gezüchtet. Aus der Grönemeyer-Stadt kamen sie nach Düsseldorf. Wer denkt, die nur 400 bis 500 Gramm schweren Vögel seien im Vergleich zu Katzen oder Hunden billig zu haben, irrt gewaltig. 1900 Euro kostet ein Kongo-Graupapagei. Für beide zusammen hätte manch anderer eine schöne Fernreise gemacht. Malediven. Sri Lanka. Südamerika. Der menschliche Nebendarsteller macht sich nichts aus Fernreisen. „Brauche ich nicht“, sagt er. Die Tiere hingegen machen ihm viel Freude. Kiki ist das Männchen, der kräftigere der beiden Vögel. Und der sprachbegabtere. Von „Hasta la vista, Baby“ über „Hallo ihr Kacker“ bis zu „Kiki ist der Chef“ reicht sein Repertoire. Die Lernerfolge werden sorgfältig auf einer langen Liste notiert. Nun, da wir was hören wollen, herrscht allerdings Schweigen im Walde. Beziehungsweise in der Voliere. Der menschliche Nebendarsteller bedient sich eines Tricks. Mittels Handy ruft er seinen eigenen Festnetzanschluss an. Es klingelt. Und siehe da, der Papagei reagiert und ruft „Hallo“. Derart aufgewärmt laufen Mensch und Tier zu Hochform auf. Als der Mensch rhythmisch in die Hände klatscht, beginnt der Vogel im gleichen Rhythmus wie wild mit dem Kopf zu nicken. Fast sieht es aus, als wollte er headbangen. Zur Belohnung bekommt er Walnuss-Splitter. „Vögel kann man nicht über Strafe erziehen, das geht nur über Belohnung.“

Der Mercedes unter den Tierärzten
Die Nüsse sind ein beliebter Snack, von dem die Vögel nicht zu viel fressen sollen. Zu fett, dann setzen sich die Arterien zu. So war es bei Charly. Folgerichtig wird bei dessen Nachfolgern strikt auf eine gesunde Ernährung geachtet. Neben Pellets der Marke Dr. Harrison bekommen Kiki und Lotte regelmäßig Gemüse. Paprika, Rote Bete, Möhren oder Granatapfel, fast ausnahmslos bio. Sollte trotz derart guter Kost mal ein Tier krank werden, vertraut der menschliche Nebendarsteller nur dem besten Mann im Lande. Dr. med. vet. Friedrich Janeczek hat sich auf Papageien und Sittiche spezialisiert und verfügt in dem Bereich über 20 Jahre Erfahrung. Von Kastration über Verhaltenstherapie bis hinzu Laserendoskopie macht er vieles, was sich ein Wald-und-Wiesen-Tierarzt nicht zutrauen würde. „Er ist der Mercedes unter den Tierärzten“, sagt der menschliche Nebendarsteller. Unpraktischerweise hat er seine Praxis in München, über 600 Kilometer von Düsseldorf entfernt. Kein Problem, so der Papageienpapa. Wenn es also hart auf hart käme, würde er den unpässlichen Vogel trotz der Distanz einfach in den Transport-Rucksack setzen und mit ihm nach Bayern fahren. Einmal im Monat kommt die Koryphäe aus München ohnehin in den Bochumer Papageienpark und hält dort seine Sprechstunde ab. Jedes Jahr werden Kiki und Lotte einem Komplett-Check unterzogen, für den der Besitzer tief in die Tasche greifen muss. Knapp 1400 Euro kostet die Untersuchung für die beiden gefiederten Freunde. Man nenne Papageien nicht umsonst „die Rennpferde des Wohnzimmers“, lacht der Papageienpapa. Keine Frage, bei ihm wäre man auch gerne Vogel.

1 Kommentar

Kommentieren

Schreibe einen Kommentar

*