Roman Klonek im Interview – „Ich neige zur Albernheit“

Geboren wurde er in Kattowitz. Aber daran, wie die polnische Stadt in den späten 1960er Jahren war, hat Roman Klonek heute keine Erinnerung mehr. Seit über 20 Jahren wohnt der Grafikdesigner schon in Düsseldorf und macht Kunst. 21 seiner farbenfrohen Holzschnitte sind derzeit in Flingern zu sehen, in der galerie t. theycallitkleinparis sprach mit Klonek über Heimat, Fußball und, natürlich, die Kunst.

Man sagt ja, es gebe ein reales und ein gefühltes Alter. Du bist 47. Wie ist dein gefühltes Alter?

Ich habe gehört, dass sich so gut wie jeder Mensch jünger fühlt, als er ist. Ich bin da auch keine Ausnahme. Andererseits, wenn ich den Blick nach innen richte und versuche, eine Vorstellung davon zu bekommen, wie viele Erlebnisse und Erinnerungen so in mir herum wabern, fühlt sich das schon an wie eine Ansammlung aus ungefähr 47 Jahren.

Deine Arbeiten wirken oft kindlich. Mit ihren fantastischen Wesen und den leuchtenden Farben. Wie reagieren Kinder auf deine Kunst?

Nach meiner Beobachtung recht positiv. Ja, ich glaube, die Sachen kommen ganz gut an bei Kindern.

Mal abgesehen von deiner Kunst: Was ist an dir heute noch sehr kindlich?

Neugier wahrscheinlich. Neue Eindrücke sind mir stets willkommen. Außerdem neige ich zur Albernheit.

Du bist in den 1960er Jahren im polnischen Kattowitz geboren, in einer Kohle-Bergbau-Region. Wie sind deine Erinnerungen an die Stadt und das Land damals?

Ich erinnere mich eigentlich fast gar nicht. Ich kenne die Fotos und Super-8-Filme von damals. Aber ich könnte nie sagen: Ach ja, der Garten da, da habe ich gern gespielt. Trotzdem ist da etwas. Ich spüre eine gewisse Verbundenheit. Man sollte ja nicht unterschätzen, wie prägend die ersten drei Lebensjahre sind. Wäre ich auf den Philippinen geboren, wäre sicherlich auch diese Nicht-Erinnerung eine andere.

Ist Polen für dich heute noch Heimat?

Das Paradoxon “vertraute Fremdheit” trifft es ganz gut.

Als du dreieinhalb warst, ist deine Familie von Kattowitz nach Hannover gegangen. Und wann kamst du dann nach Düsseldorf?

1993. Mit 24.

In Kattowitz hat sich ja – ähnlich wie im Ruhrgebiet – ein Strukturwandel vollzogen. Wie nimmst du die Stadt heute wahr? Wie oft bist du dort?

Ich war schon ein paar Mal wieder dort. Zuletzt 2011. Kattowitz ist inzwischen eine moderne Stadt mit stylischem Hauptbahnhof und schicken Einkaufspassagen. Die Kohleindustrie ist so gut wie verschwunden, die Bedeutung als Wissenschafts- und Kulturstandort dagegen stark gestiegen.

Lass uns über deine Kunst sprechen. Anfang Juni wurde deine Ausstellung „Shining Woods“ in der galerie t eröffnet. Wie war die Vernissage?

Toll, ich wohne ja inzwischen seit über 20 Jahren in Düsseldorf und habe in der Zeit die verschiedensten Leute kennengelernt, von denen ich einige nur noch sehr selten sehe – und andere sogar ganz aus den Augen verloren habe. Und siehe da: An dem Abend kamen superviele alte Bekannte vorbei und sagten Hallo. Das fand ich super!

Wie viele Arbeiten werden gezeigt?

21.

Und du bist teilweise auch vor Ort. Wann genau kann man dich treffen?

Ich schau immer mal wieder rein, kann aber keine genauen Zeiten sagen, wann ich vor Ort bin.

Schätzt du den Dialog mit Ausstellungsbesuchern – oder lässt du lieber die Kunst für sich sprechen?

Ich schätze den Dialog. Dabei geht es allerdings selten um Theorie und Hintergründe. Die Gespräche drehen sich tatsächlich meistens eher um technische Dinge. Wie funktioniert dieser “Verlorene Schnitt”? Warum Pappel und nicht Kiefer? So Sachen.

Wie viel muss man auf den Tisch legen, um einen Original-Klonek zu bekommen?

Die kleinsten Formate, ca. 23 mal 33 Zentimeter, gibt es ab 200 Euro. Die größten kosten bis zu 1000 Euro, die sind dann ungefähr 70 mal 100 Zentimeter.

Gibt es Werke, die unverkäuflich sind, von denen du dich nicht trennen magst?

Es gibt so ein paar alte, von denen ich teilweise nur noch eins habe. Die behalte ich.

Du hast ein kleines Notizbuch, in dem du Erlebtes zeichnerisch festhältst. Verrätst du uns, was deine letzte Eintragung war?

Ich habe ein paar Wolken gezeichnet.

Als ich dich zum letzten Mal interviewte, lief gerade die Fußball-WM in Brasilien. Deutschland wurde bekanntermaßen Weltmeister. Was kann das Team bei der EM in Fraunkreich erreichen?

Alles. Das Spiel gegen die Ukraine stimmt doch schon mal superoptimistisch. Die wenigen Schwachpunkte, die es noch gibt, wird der Jogi schon noch wegbügeln.

Roman Klonek „Shining Woods“: bis 17.7. galerie t, Hermannstr. 24, Düsseldorf, Mo-Fr 10-15 Uhr

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