theycallitkleinbukarest #9

Ruhestätte

Ich habe viele Orte in Rumänien gesehen, von denen ich nicht sagen kann, ob ich dort leben möchte. Aber begraben sein, begraben sein würde ich gerne in Sulina am Schwarzen Meer. Von dem kleinen Ort führt eine Straße zum Strand. Zwei Kilometer ist der etwa entfernt und auf dem Weg dorthin passiert man den Friedhof. Man kann das Meer also noch nicht rauschen hören, aber doch schon ahnen. Und riechen. Rund um eine kleine weiße Kapelle stößt man auf ein wildes Sammelsurium aus zusammengezimmerten und bunt bemalten Holzkreuzen, mit Fotos versehenen Grabsteinen, Textilblumenkränzen, bepflanzten Plastikeimern und sogar pinken Grabeinfassungen. Eine zauberhafte Szenerie, überwuchert von hohen Gräsern, Butterblumen und Klatschmohn. Still ist es hier. Nur ab und zu gibt eine der nebenan grasenden Kühe laut. Die sind in Rumänien übrigens so autonom wie nirgends sonst. Mehr als einmal konnten wir Rindviecher beobachten, die auf dem Marsch vom Stall auf die nahegelegene – natürlich nicht eingezäunte – Weide ohne menschliche Begleitung auskamen.

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