Bis vor einigen Jahren dachte man beim Tanz an der Stange in erster Linie an rotlichtige Bars, in denen enthemmte Männer knapp bekleideten Damen Scheine ins Höschen stecken. Mittlerweile steht Pole Dance in vielen Fitness-Studios auf dem Programm. Es gibt sogar Anbieter, die sich ausschließlich auf den Stangentanz spezialisiert haben. Pole Land zum Beispiel. Das Studio von Malwina Steinhoff und Pia Karaus liegt in einem lauschigen Hinterhof an der Kölner Straße. theycallitkleinparis hat die beiden polnischstämmigen Damen, die Teil von „Still loving Oberbilk Vol. 2“ waren, dort besucht.
Ihr betreibt seit Oktober 2015 das Poledance-Studio Pole Land in Oberbilk. Wie seid ihr zum Tanz an der Stange gekommen?
Pia: Ich bin über Malwina zum Poledance gekommen.
Malwina: Ich habe vor sieben Jahren damit angefangen. Auf der Suche nach einer sportlichen Aktivität stieß ich auf Pole Dance. Ich fand das zunächst absurd, dennoch spannend. Man kannte das zu der Zeit ja in erster Linie aus dem Rotlicht-Milieu. Ich habe es trotzdem mal ausprobiert, in einem Studio, das damals schon auf Pole Dance spezialisiert war. In Dortmund war das.
Und, wie war‘s?
Malwina: Komplett anders, als ich es erwartet hatte. So gar nicht sexy oder lasziv. Sondern eher sportlich fordernd, anstrengend und technisch. Sehr anspruchsvoll.
Mittlerweile habt ihr beide das Ganze ja ziemlich perfektioniert, tretet auch bei Meisterschaften an.
Pia: Stimmt, das haben wir im letzten Jahr erstmals gemacht. Und sind dann Deutsche Meisterinnen im Double Amateur 2 geworden, da tanzt man zu zweit an zwei Stangen und teilweise zu zweit an einer. Dieses Jahr haben unsere Schülerinnen diesen Titel gewonnen.
Welche Körperpartien werden beim Poledance vor allem beansprucht?
Pia: Die Schultern, die Unterarme. Und auch die Hände. In den Händen braucht man viel Kraft, man muss sich ja an der Stange hochziehen zum Beispiel. Um an der Stange Halt zu finden, ist es wichtig, dass man möglichst wenig Kleidung anhat. Die klassische Poledance-Kluft sieht ein bisschen aus wie beim Beachvolleyball. Eine sehr kurze, enge Hose. Und ein Top.
Worauf sollte man sonst achten?
Malwina: Man sollte sich nicht eincremen. Und Schmuck muss man auch ablegen. Sonst ist das Verletzungsrisiko groß, außerdem werden die Stangen beschädigt.
Wir sprachen eingangs schon davon. Lange Zeit dachte man bei Poledance in erster Linie an Table Dance Bars wie die auf der Mintropstraße. Seid ihr in so einer eigentlich schon mal drin gewesen?
Malwina: Ja, wir waren mal im „Solid Gold“.
Ah, der Klassiker, die gibt es ja schon ewig. Und, wie war‘s?
Pia: An dem Abend, als wir da waren, war nicht viel los im Laden. Nur vier, fünf männliche Gäste waren da. Wir als Frauen hatten freien Eintritt, nur die Getränke mussten wir zahlen. Da kostet ein Bier aber dann auch so 8 Euro. Wir haben die Tänzerinnen gezeichnet. Und den Barmann. Daraufhin hat er uns dann einen Drink spendiert. Die Tänzerinnen waren teilweise technisch ziemlich gut. War jedenfalls nicht so, dass die nur mit dem Arsch gewackelt hätten, die hatten durchaus auch Tricks drauf. Später, als ich schon etwas angetrunken war, habe ich dann auch noch selber getanzt.
Malwina: Pia kennt da nichts. Wenn sich eine Bühne bietet, ist sie da.
Und wie haben die männlichen Gäste auf dich reagiert?
Pia: Ganz normal. Mir hat jedenfalls keiner Scheine ins Höschen gesteckt. Ging auch nicht, ich hatte nämlich eine Jeans an.
Apropos Männer. Verirren sich eigentlich auch schon mal Männer in eure Kurse?
Malwina: Sehr selten. Wir haben einen männlichen Teilnehmer in unseren Hochschulsportkursen. Bis jetzt hat es sich leider noch nicht durchgesetzt. Dabei könnte ich mir einen Männerkurs sehr gut vorstellen mit Augenmerk auf Kraftausbau und Ausbessern der Flexibilität und Mobilität.
Wie viele Kurse gebt ihr in der Woche?
Pia: Jede von uns gibt wöchentlich neun Kurse. Jeder Kurs dauert 55 Minuten. Normalerweise sind das Gruppen von bis zu 10 Teilnehmern. Es gibt aber auch Einzelunterricht. Personal Training. Eine Lady kommt zum Beispiel drei Mal wöchentlich. Sie will im kommenden Jahr für ihren Mann tanzen, darauf bereitet sie sich intensiv vor. Es soll perfekt werden.
Was ganz anderes. Wieso heißt das Studio eigentlich Pole Land?
Malwina: Das hängt mit unseren Wurzeln zusammen. Wir stammen beide aus Polen. Ich komme aus der Nähe von Kattowitz, bin allerdings schon mit drei Jahren nach Deutschland gekommen. Pia hat Wurzeln in Olsztyn in den Masuren.
Und woher kennt ihr beide euch?
Malwina: Wir kennen uns schon ewig. Vor 20 Jahren haben wir uns auf einem Kindergeburtstag kennengelernt. Das war in Velbert. Seitdem sind wir befreundet.
Und ihr studiert auch zusammen. Beide an der hiesigen Kunstakademie.
Pia: Ja, das stimmt. Malwina studiert Malerei, ich bin in einer Bildhauer-Klasse, momentan allerdings ohne Prof. Früher habe ich Skulpturen gemacht, bevorzugt aus Kunststoff. Viele davon stehen heute im Garten meiner Eltern. Die haben jetzt einen regelrechten Skulpturengarten. In der Garage von ihnen lagern auch noch Arbeiten von mir. Zuletzt habe ich allerdings eher Gerätschaften gebaut, die wir hier im Studio verwenden können.
Performance: 2.10., 18 Uhr, Pole Land, Kölner Straße 336a, Düsseldorf