Volker Bertelmann aka Hauschka kommt gut rum. Gerade noch in Mexico City, Santa Barbara und New York. Am 1.12. schon wieder in Moskau. Zwischendurch ist er Gastgeber des Approximation Festivals, das in diesem Jahr bereits zum 12. Mal stattfindet. Trotz der zahlreichen Verpflichtungen hat sich Bertelmann Zeit genommen für ein Gespräch mit theycallitkleinparis.
Volker, kannst du „Für Elise“ spielen?
Ja.
Wie alt warst du, als du angefangen hast, Klavier zu lernen?
Ich war neun.
Und wolltest du das gerne – oder war es eher der Wunsch deiner Eltern?
Nein, es war ein tiefer Wunsch von mir. Ich sah in unserer Kirche einen Mann Chopin spielen und sagte zu meiner Mutter, dass ich bei diesem Mann Unterricht haben will. Tatsächlich ist er dann mein erster Klavierlehrer geworden. Ich bin sechs Jahre bei ihm geblieben.
Ihr habt das „Approximation Festival“ 2005 ins Leben gerufen. Damals ging es euch in erster Linie darum, Musiker und Komponisten vorzustellen, die Grenzgänge auf dem Klavier wagten. Wie kam es, dass ihr euch im Laufe der Jahre dann doch vom Klavier entfernt habt?
Ich finde, wir sind immer noch sehr klavierlastig. In diesem Jahr spielen, glaube ich, alle Klavier. Aber ich finde, es war wichtig, das Konzept zu öffnen und zu schauen, ob es Musiker gibt, die ähnliche Grenzgänge machen. Das resultierte ein wenig aus Konzerten, die ich mit anderen Instrumentalisten absolvierte. Dabei viel mir auf, dass wir viele Gemeinsamkeiten hatten.
Wie schwierig war und ist es, ein überwiegend durch Pop sozialisiertes Publikum für euer Angebot zu gewinnen?
Es ist nicht einfach, aber ich glaube, wir sprechen eher Leute an, die etwas Neues suchen. Viele Approximation-Besucher, kommen jedes Jahr wieder, denn sie schätzen es, überrascht zu werden.
Wie würdest du die Besucherschaft des „Approximation Festivals“ beschreiben?
Ich würde sagen, es ist ein musik- und kunstinteressiertes Publikum, Leute unterschiedlichen Alters, die auf der Suche sind.
Welche Programmpunkte erwarten die Besucher 2016?
Zu viele, um alle aufzuzählen. Da schaut man am besten auf unsere Website. Ich finde, wir haben diesmal sehr viele Musiker aus der Klassik und auch aus der Elektronik. Es geht ein bisschen mehr ins Experimentelle, darauf freue ich mich sehr.
Eingebettet in das Festival findet auch eine John Tilbury Tribute Week statt. Was macht den britischen Pianisten, der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag begeht, zu einer so wichtigen Figur für die zeitgenössische Klaviermusik?
Er ist einer der wichtigsten Interpreten für Musik von Morton Feldman. Ich finde seine Art mit Musik umzugehen faszinierend. Bei unserer ersten Begegnung, das war auch beim Approximation Festival, hat er bei mir eine bleibende Spur hinterlassen, als er über den Weg der Improvisation sprach. Und auch sein Konzert damals hat mich tief berührt. Deshalb haben wir ihn zu seinem 80. Geburtstag nochmal eingeladen.
Auf welchen Künstler freust du dich besonders?
Ich freue mich wirklich auf alle, denn alle haben etwas Tolles zu bieten.
Wen hättest du in Zukunft gerne mal beim „Approximation Festival“ zu Gast?
Aphex Twin.
Zwischen dem 24. und 26.11., also während des Festivals, erlebt die dritte Zusammenarbeit zwischen dir und der Düsseldorfer Choreografin Alexandra Waierstall im tanzhaus NRW ihre Uraufführung. Die ersten beiden drehten sich um verlassene Orte. Worum geht es bei „(T)here and after“?
Es ist im Prinzip eine Verlängerung der ersten Kollaborationen. Allerdings bedient sich Alexandra bei „(T)here and after“ weitestgehend der Musik, die ich ihr schon geschrieben hatte. Und ich bin diesmal nicht live dabei, weil ich einfach sehr viel unterwegs bin.
Was schätzt du an der Zusammenarbeit mit Waierstall?
Alexandra hat eine interessante Art, die Tänzer dort abzuholen, wo sie sich wohlfühlen und wo sie stark sind. Sie macht sich dies zunutze. Man könnte sie ja auch anleiten, nur das zu tun, was man selbst will und sie dorthin dirigieren. Aber bei ihrer Arbeit fühlt es sich so an, als würde von den Künstlern gefordert, sich frei einzubringen und ihr Bestes zu zeigen.
Noch mal kurz weg vom Festival und zu dir als Musiker. Du hattest gerade einen Auftritt in Mexiko. Wie war das?
Das war mein erstes Konzert in Mexico City und es war toll. Es kamen Leute zu mir, die erzählten, dass sie schon lange gewartet haben auf ein Konzert von mir. Ich war echt beeindruckt. Es ist auch sehr schön, dass man vor ganz neuem Publikum spielen kann. Die Leute sind sehr dankbar und ich hatte echt ein schönen Abend. Mexico City ist eine unglaubliche Stadt mit Autobahnen auf zwei und drei Etagen. Sie hat 24 Millionen Einwohner. Insgesamt war ich viel zu kurz da, nur für eine Übernachtung. Wenn ich nächstes Mal dort bin, möchte ich länger bleiben.
Approximation Festival: 22.-26.11. diverse Locations, Düsseldorf