Anne Eleftheria Rigopoulos im Porträt. Mein Freund der Baum

Anne Eleftheria Rigopoulos hat eine intensive Beziehung zu Bäumen. Hatte sie schon als Kind. Damals ging sie oft mit ihrer Großmutter in den Zoopark. Dort gab es einen liegenden Baum. Einen, der nicht gen Himmel wuchs, sondern eher waagerecht. Den mochte Rigopoulos besonders. Vor drei Jahren begann sie dann, sich künstlerisch mit Bäumen auseinanderzusetzen. „Ich habe die Rinde gezeichnet und die Bäume aus unterschiedlichen Perspektiven fotografiert“, erzählt die 32-Jährige. Irgendwann landete sie bei den Verästelungen, sie selber spricht von „Zwischenräumen“.

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Foto: Anne Eleftheria Rigopoulos

Sie erkannte die Parallelen zum menschlichen Körper. „Das System aus dicken Ästen, die sich immer weiter verzweigen, erinnerte mich an Blutgefäße“, erklärt Rigopoulos. Es führte ihr die Tatsache vor Augen, dass die Dinge zusammenhängen. Mensch und Natur. Dass alles ein Kreislauf ist. „Die Bäume produzieren bei der Photosynthese Sauerstoff, den der Mensch beim Atmen aufnimmt und der in der Folge in die Blutbahn gerät“, so die Studentin. „Das Kohlendioxid, das der Mensch ausatmet, steht dann wiederum am Anfang der Photosynthese.“

Rigopoulos begann, ihre Baumbilder am Computer farblich zu verfremden. Die Braun- und Grüntöne wichen poppigen Farben. Pink. Rot. Oder Blau. Manch eine Aufnahme erinnerte nunmehr an ein mikroskopisches Bild aus dem Körperinneren. Sie stutzte die Fotos zu quadratischen Formaten, „damit sich der Blick zentriert“. Dann kam der nächste Schritt. Sie wollte Holz als Material in die Arbeiten integrieren. Was lag da näher, als die Baum-Bilder auf Holzplatten zu transferieren? Nach einer Phase der Experimente stieß die Künstlerin auf eine Chemikalie, die es ihr ermöglichte, die Pigmente des Fotoabzugs auf die Holzplatte zu übertragen. Das Ergebnis: gut, aber noch nicht exakt das, was ihr vorschwebte. „Ich wollte die Bilder lebendiger, fleischiger.“

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Foto: Anne Eleftheria Rigopoulos

Die Lösung: Eine Mixtur aus Harz und Härter, mit der die Bilder nunmehr überzogen werden. Die etwa 2 Millimeter starke hochglänzende Glasur lässt die Bilder an Kacheln gemahnen. An der ein oder anderen Stelle schimmert die Maserung des Holzes durch. Nicht zuletzt das verleiht den Werken einen ganz besonderen Charme. Dem konnten sich auch die Besucher ihrer aktuellen und allerersten Ausstellung in Flingern nicht entziehen. Als die Mitte November offiziell zu Ende ging, waren Zwei-Drittel aller Exponate verkauft. Hatte die Künstlerin im Vorfeld noch leichte Bedenken gehabt, dass der Abschied von den Werken ihr schwerfallen werde, war das letzten Endes kein Problem. Die Käufer waren ihr nämlich ausnahmslos sympathisch. Die letzten 11 Werke hängen übrigens noch bis Jahresende im Friseursalon Heaven 7, der so gar keine klassische Friseurkunst ausstellt. Wenn man von sensiblen Händen die Haare gewaschen bekommt, schaut man auf Rigopoulos‘ Baumbilder. Was für eine Kombination!

Anne Eleftheria Rigopoulos: Zwischenräume, bis 31.12. Heaven7, Grafenberger Allee 145, Düsseldorf, Di+Mi 10-19 Uhr, Do+Fr 10-20, Sa 10-15 Uhr

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