Das Blog aus der ChiChi-Stadt am Rhein hat ein heimliches Faible für den Punk. Deshalb wurden an dieser Stelle in der Vergangenheit bereits Bands wie REIZ oder Robinson Krause befragt. Jüngstes Beispiel in der Reihe ist nun die Band Krank, die im höchsten Hochsommer nach Düsseldorf kommt, um hier Krach zu schlagen. theycallitkleinparis hat mit den Herren aus Hamburg gesprochen.
In Verbindung mit der Band tauchen viele Namen auf: Stulle, Stütze, Mausi, Jan Sick, Hoeter, V- Mann-Jürgen… Wer ist Krank und warum?
Stulle: Die alle und noch einige mehr waren mal Krank. Seit dem Sommer 2015 sind Mausi, Stütze, Hoeter und Stulle Krank und Joao, der für die Gründung verantwortlich ist, natürlich irgendwie auch ab und zu noch. Schließlich stammen drei Lieder auf der Platte von ihm, und er hilft ab und zu aus, wenn Mausi mit seiner Hochzeitsband spielen muss, mit der er seine Brötchen verdient.
Mausi: Lügen haben verschimmelte Stullen.
Hoeter: Ihr habt Klaus Hoffmann vergessen.
Stütze: Wer ist denn nicht krank oder kapott?
Im Februar ist eure aktuelle Platte „Die Verdammten“ erschienen. Inwieweit hat sich euer Sound im Vergleich zum Erstling „Ins Verderben“ verändert?
Hoeter: Der Sound hat sich etwas verändert, da wir dieses Mal fast alles bei Hauke Albrecht im Rekorder 2 aufgenommen haben, und er den Sound maßgeblich geprägt hat. Bei der „Ins Verderben“ war er zwar auch beteiligt, da ist aber noch mehr im Schrottmusikkabuff entstanden. Dadurch klingt „Die Verdammten“ etwas aufgeräumter und fetter. Davon abgesehen hat sich das Songwriting dadurch verändert, dass Joao bei der „Ins Verderben“ die komplette Platte geschrieben hat, und wir für „Die Verdammten“ den Großteil der Songs im Proberaum geschrieben haben beziehungsweise Ideen von unterschiedlichen Seiten kamen.
Stütze: Die Sache mit dem Sound ist schon ziemlich eigenartig. Selten hat jemand meine Vorstellungen, was den Sound angeht, so gut verstanden und umgesetzt wie Hauke. Die Musik hat sich einfach weiterentwickelt. Der krampfhafte Wunsch nach dem absoluten Megasound ist weg, was bleibt ist ein geiler Sound. Manchmal hilft es, die Dinge nicht auf Biegen und Brechen zu fokussieren, sondern einfach geschehen zu lassen.
Ihr kommt aus Hamburg. Inwiefern beeinflusst die Stadt eure Musik und eure Texte?
Hoeter: Die sozio-politischen Konflikte und Verdrängung sind in einer Großstadt allgegenwärtig, das schürt unseren Hass auf die gesellschaftlichen Zustände immer wieder aufs Neue.
Mausi: … und das beeinflusst maßgeblich die Texte, die Stulle schreibt. Musikalisch wird der von Hoeter angesprochene Hass durch schnelle Tempi und Powerplay veranhörlicht.
Stütze: Einen besseren Motor als diese Stadt kann es fast nicht geben. Direkt vor unserer Haustür passieren Dinge, die uns jeden Tag aufs Neue wütend und fassungslos machen.
Der Song „Katjuscha“ enthält die Zeile „Kunst ist Kunst und Punk ist tot die Kunst besteigt den Thron“. Was ist damit gemeint?
Stulle: Das bezieht sich auf viele Bands, die von meiner Warte aus zu Unrecht noch für Punk gehalten werden. Möglicherweise kommen sie zwar aus der Szene, haben sich aber nicht nur inhaltlich komplett vom politischen Punk entfernt und sind jetzt vielmehr nur noch als Kunstprojekte anzusehen, als die sie sich selbst auch gerne darstellen. Manchen Bands ist das aber womöglich gar nicht bewusst, dass sie nur hohle Phrasen dreschen und damit dann im Strom der Beliebigkeit dahintreiben. Oder sie haben schlicht und einfach gar nicht den Anspruch, etwas anderes zu tun, aber das hat für mich dann nichts mit Punk zu tun.
Am 15. Juli spielt ihr im Linken Zentrum in Düsseldorf. Was verbindet ihr mit der Stadt? Habt ihr Kontakte in die hiesige Punkszene?
Stulle: Das wird jetzt das dritte Mal sein, dass wir in Düsseldorf spielen. Mit der Zeit ergeben sich so natürlich zumindest Verbindungen zu Menschen, die in der Szene aktiv sind. Wir haben schon mal im AK47 bei Meyer gespielt und letztens mit ihm gequatscht, ob wir nicht mal wieder dorthin kommen können. Außerdem haben wir schon zusammen mit Sunlun aus Düsseldorf gespielt und wie es der der Zufall so will, war Matthias von denen letztes Jahr auf der gemeinsamen Tour mit Teenage Hate als Aushilfe an der Trottelgitarre dabei.
Hoeter: Außerdem sind wir den Düsseldorfern nach diesem verrückten Tourauftakt im letzten Jahr noch ein ordentliches Konzert schuldig. Mausi lag damals so richtig krank zu Hause im Bett, und Danny von Teenage Hate hat kurzerhand einen Tag vor der Tour unser Set trommeln gelernt. Die erste gemeinsame Probe fand dann beim Soundcheck in Düsseldorf statt und er hat auch noch während des Konzertes seine Snare kaputt gehauen.
Stütze: Der Sänger von den Cold Kids hat doch irgendwas mit Düsseldorf am Hut, oder? Ich glaube, der heißt Campino. Leider macht der jetzt keine Musik mehr, sondern verkauft geklaute Teppiche.
Nehmen wir an, ihr würdet nicht im Linken Zentrum spielen, sondern als Headliner in der Esprit Arena. Wer würde im Vorprogramm spielen und warum?
Stulle: Tut mir leid, das kann und vor allem will ich mir nicht vorstellen.
Hoeter: Ganz klar! Piff & Paff wären unser Vorprogramm!
Als Düsseldorf-Blog sind wir natürlich in erster Linie an Fashion und Trends interessiert. Auf Bildern und in Videos seid ihr mit Jacken mit großem Krank-Schriftzug zu sehen? Sind die handbestickt? Nennt ihr uns eine Bezugsquelle?
Stulle: Die College-Aufnäher haben wir in einem Trödelladen in der Marktstraße gefunden. Das ist wirklich der absurdeste Laden, den es überhaupt gibt, eher ein Gerümpelmuseum. Die Jacken waren entweder schon im jeweiligen Besitz oder wurden dann extra dafür Second Hand gekauft, meine zumindest. Stütze hat uns die Buchstaben dann auf die Jacken genäht, der kann nämlich einfach alles.
Hoeter: Meine Jacke hat mal dem ehrwürdigen Trottelgitarristenkönig Knopp gehört. Danke nochmal für das schicke Teil!
Stütze: Die Jacken sind Spitze. Mit 15 wollte ich immer in einer Gang sein. Jetzt ist es mir einfach nur peinlich. Am Autoscooter macht uns dennoch niemand etwas vor.
15.7., 19 Uhr, Krank, Linkes Zentrum, Düsseldorf