Angefangen hat alles mit einer Kleinkunstbühne für 70 Zuschauer mit angeschlossener Teestube. Fast 40 Jahre später ist die Dimension eine gänzlich andere. Und auch sonst hat sich einiges verändert im Zentrum für Aktion und Kommunikation, kurz zakk. Vor der Party zum 40. Geburtstag hat theycallitkleinparis mit zakk-Geschäftsführer Jochen Molck gesprochen.
Jochen, das zakk ist ein soziokulturelles Zentrum. Viele wissen gar nicht genau, was sich hinter diesem sperrigen Begriff verbirgt. Bitte erkläre Soziokultur in drei Sätzen!
Wir sehen Kultur nicht als etwas Elitäres, sondern als ein Angebot, das sich auf künstlerische Weise sowohl mit gesellschaftlichen Fragen als auch dem Alltag der Menschen auseinandersetzt. Heute würde ich eher Kultur für alle sagen.
Seit 2001 fungierst du nun als Geschäftsführer. Seit wann arbeitest du schon im zakk? Welche Aufgaben hast du dort im Laufe der Jahre übernommen?
Angefangen habe ich als ganz normaler Gast, später als Türsteher gejobbt, Radio zakk gemacht. Seit 1991 bin ich festangestellt, verantwortlich für Öffentlichkeitsarbeit und später das Programm.
Angenommen, du würdest noch mal den Job wechseln, in den verbleibenden Jahren bis zur Rente ein ganz anderes Feld beackern. Was würdest du gerne machen?
Mit den vielfältigen zakk-Erfahrungen kann ich mir da einiges vorstellen. Mich würde reizen mehr wissenschaftlich zu arbeiten. Ich könnte mir aber auch vorstellen, wieder mehr journalistische Projekte zu machen.
Erinnerst du dich an deinen allerersten Besuch im zakk?
Nein, das ist einfach schon zu lange her…
Wie würdest du euer Publikum beschreiben?
Es ist sehr vielfältig und entspricht, im Alter etwas nach unten verschoben, in etwa dem Durchschnitt der Bevölkerung. Zu uns kommen zum Beispiel zu 30 Prozent Menschen mit Migrationshintergrund. Uns fehlen nur die Kinder, die jungen Jugendlichen und die alten Senioren.
Wie haben sich die programmatischen Schwerpunkte im Laufe der Jahrzehnte verändert?
Programmatisch sind wir uns treu geblieben, geändert haben sich die Formate und Themen. Kultur selber machen ist wieder angesagt, allerdings eher in Projekten. Unsere Partys haben sich verändert und trotz Spotify und YouTube boomt die Livemusik.
Drei Veranstaltungen, die du zuletzt im eigenen Haus besucht hast?
Die Lesung von Stefanie Sargnagel im Rahmen der Literaturtage, das Beatsteaks-Konzert und natürlich unser Straßenfest.
Bist du schon mal auf der 50+Party gewesen?
Natürlich und ich bin immer wieder überrascht, wie lebendig und kommunikativ es da zugeht. Besser als so manche coole Electroparty, wo ich manchmal das Gefühl habe, die Menschen kommunizieren gar nicht miteinander.
In den späten 80er und frühen 90er Jahren war der „Vollmond Schwoof“, der immer donnerstags stattfand, die erfolgreichste Veranstaltung überhaupt im zakk. Mittlerweile ist er längst Geschichte. Der Frauenschwoof ist nach 30 Jahren 2016 abgesetzt worden. Und auch andere Party-Konzepte fanden keinen Anklang. Tanzen die Düsseldorfer mittlerweile anderswo?
Tanzen sie überhaupt noch? Im Partybereich hat sich viel verändert, nicht nur bei uns. Gerade jüngere Menschen treffen sich eher privat, in kleinen Clubs mit einer sehr speziellen Musikauswahl. Die Party für die 20-Jährigen oder die Studierenden gibt es nicht mehr. Wir probieren da auch immer mal wieder was Neues aus. Mal bleibt es beim Experiment, mal ist es ausbaufähig.
Wo siehst du inhaltlich noch Lücken, die ihr in Zukunft programmatisch besetzen könnt, vielleicht sogar solltet?
Das Thema der Digitalisierung, der YouTuber und Gamer ist eine Kulturform, mit der sich alle Kulturinstitutionen über kurz oder lang auseinander setzen müssen. Fast alle Künstler sind heute im Netz jederzeit und an jedem Ort kostenfrei konsumierbar, trotzdem gibt es ein gesteigertes Interesse an Live-Erlebnissen. Was kann zakk daraus machen, was wollen wir inhaltlich anbieten? Das ist eine Frage, mit der wir uns beschäftigen werden.
Die Tendenz im Kulturbereich geht ja dahin, immer mehr Veranstaltungen zu machen. Gleichzeitig bleibt der Etat, der zur Realisierung zur Verfügung steht, aber gleich oder sinkt sogar. Sollte man in der Kultur nicht wie anderswo auch über eine Reduktion nachdenken?
Ich würde die Frage etwas anders stellen: Macht die Kultur nicht vielleicht etwas falsch, wenn sie nur weniger als die Hälfte der Bevölkerung unserer Stadt erreicht? Auch damit beschäftigen wir uns und sind da, glaube ich, ganz gut aufgestellt. Aber natürlich gibt es auch Hemmschwellen ins zakk zu gehen.
Anderes Thema: Die Bierpreise im zakk sind immer wieder Ziel von Kritik. Findest du sie angemessen?
Jeder trinkt gerne preisgünstiges Bier. 1,60 für ein kleines Alt finde ich okay, wenn du bedenkst, dass wir unsere Leute an der Theke fair bezahlen. Zudem finanzieren wir mit den Erlösen aus der Gastronomie ja auch einen Teil des Kulturprogramms.
Stimmt es eigentlich, dass bei Veranstaltungen an den Theken in der Halle andere Getränkepreise gelten als in der Kneipe?
Bei bestimmten Veranstaltungen mit weniger zahlungskräftigem Publikum meist in der Woche sind die Getränke günstiger als bei großen Discos. Beim Alt macht das 20 Cent aus.
Am 9. September feiert ihr euren 40. Geburtstag. Zunächst im Kreise von geladenen Gästen. Im Anschluss wird die Halle für alle geöffnet. An dem Abend wird es eigens für das zakk gebrautes Bier geben. Wie ist das denn geschmacklich, hast du schon mal Probe getrunken?
Ja, mir schmeckt es sehr gut. Wir haben auf dem Straßenfest ganz viele Leute probieren lassen und die Meinungen waren sehr positiv, von „interessant“ bis „saulecker“. Ab dem 9.9. kann es im zakk probiert werden, solange der Vorrat reicht. Wir haben erst einmal 500 Liter brauen lassen. Das war schon eine spannende Sache, zusammen mit den Brauern rauszufinden, was für ein spezielles Bier denn zum zakk-Jubiläum passt. Die haben es jedenfalls gut hinbekommen.
9.9., 21 Uhr, Kultur, die bewegt…zakk-Geburtstagsparty, mit Carmen Brown & Mukoke Orchestra, zakk, Düsseldorf