Schnipo Schranke – Von der Liebe zu Untenrum-Vokabeln

Mit Präsentationen von Veranstaltungen war theycallitkleinparis bisher äußerst zurückhaltend. Genau genommen gab es in den mehr als zwei Jahren, die das kleine Blog mittlerweile existiert, gerade mal eine. Diese Zahl erfährt am 28. September nun eine hundertprozentige Steigerung. An dem Abend laufen die phänomenalen Schnipo Schranke im Düsseldorfer zakk ein. Und theycallitkleinparis hat gleich, als das feststand, ganz laut hier geschrien – interessanterweise als einziger örtlicher Medienpartner. Dieser Umstand könnte daran liegen, dass das musikalische Damen-Duo generell polarisiert. Das geht bei ihrer Optik los und endet bei den, ähem, expliziten Texten noch lange nicht. „Als Frau provoziert man schon, wenn man sich nicht ordentlich anzieht“, hat die Autorin Stefanie Sargnagel mal gesagt. Wer sich als holde Weiblichkeit zudem beim Lachen auf die Schenkel klopft und vor Fäkal-Ausdrücken nicht Halt macht, wird schnell in der Schublade „Freak“ verbucht. Schnipo Schranke lieben Untenrum-Vokabeln. Watson reimt sich bei ihnen auf Fotzen. Küsse auf Pisse. Und Eiter auf Pimmelreiter. Die Schnipo-Schranke-Adaption des Deutschunterricht-Klassikers von Theodor Storm beweist, dass Daniela Reis und Friederike „Fritzi“ Ernst durchaus humanistische Bildung genossen haben. Nicht umsonst entschieden sich beide nach dem Abitur zunächst für ein Studium der klassischen Musik. So will es jedenfalls die Legende, die so gut ist, dass sie glatt erfunden sein könnte. Sie besagt, dass sich die beiden beim Studium an der Hochschule für Musik und Darstellende Künstle in Frankfurt kennenlernten, wo Daniela Cello und Fritzi Blockflöte studierte. Dass man es mit diesen Instrumenten nicht aufs Bravo-Poster schafft, wurde Reis und Ernst schnell klar und sie versuchten von nun an ihre Popstar-Karriere zu forcieren. Einen Umzug nach Hamburg, mehrere Nachrichten an Rocko Schamoni und ein beherztes Vermitteln ihres Live-Keyboarders später hatten sie einen Plattenvertrag beim Label Buback Records und ihr Song „Pisse“ wurde wohl das, was man wohl einen veritablen Indie-Hit nennt. Für die beiden Musikerinnen noch lang kein Grund, es sich in der Nische kommod zu machen. „Ich glaube, dass wir das Zeug haben, Mainstream zu sein“, hat Reis mal formuliert. Das mag durchaus stimmen, aber wirklich angekommen sind sie auf der Showtreppe neben Helene Fischer und den Toten Hosen noch nicht. Auch wenn der Blätterwald nach Erscheinen ihres mittlerweile zweiten, wieder von Ted Gaier (Die goldenen Zitronen) produzierten Albums „Rare“ laut rauschte. „Rare“ kann übrigens selten heißen, aber auch blutig, indifferent, dünn, blau, halbgar, rar, kaum und nicht zuletzt eigentümlich. Passt scho.

theycallitkleinparis präsentiert: Schnipo Schranke, 28.9., 20:30 Uhr, zakk (Studio), Düsseldorf

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