Der erste Teil des Gesprächs ist am 22. November erschienen.
Wie du zu schönen Frauen stehst, wissen wir ja jetzt schon. Und wie ist es mit schlauen Frauen?
Habe ich kein Problem mit. Ich habe einem Freund mal erzählt, dass ich eine Frau kennengelernt hatte. ‚Die sieht sehr gut aus und die ist schlau‘, habe ich gesagt. Darauf der Idiot: ‚Mario, schlau ist nicht gut für dich‘. Der meinte wohl, ich sei mit einer schlauen Frau überfordert. Ich brauche eine Dumme, hat der vielleicht gedacht.
Ich glaube ja, dass Männer Angst vor schlauen Frauen haben. Viel mehr als vor schönen Frauen.
Neeeiiiiiin. (Er widerspricht. Wieder so ein langgezogenes Nein.) Die Männer haben vor schönen Frauen noch mehr Angst. Die schönsten Frauen sind die einsamsten. Aus dem einfachen Grund, weil die schönen Frauen niemand anspricht. Weil die Männer keine Eier haben. Weil sie Angst haben, eine Abfuhr zu kriegen. Aber da kriege ich doch lieber zehn Abfuhren und habe es wenigstens versucht. Besser als wenn ich zehn Mal denke: Mario, du Idiot, wieso hast du nicht den Mut gehabt? Mehr als Nein sagen kann sie ja nicht. Daran siehst du, wie wenig Selbstbewusstsein viele Männer haben. Wie wollen sie so eine Frau dann halten? Oder ihr Paroli bieten?
Wie agierst du, wenn du eine Frau gut findest? Wirst du aktiv oder bleibst du eher abwartend?
Wenn es passiert, passiert‘s. Wenn nicht, dann nicht. Kann sein, dass ich offensiv agiere. Im Laden muss man natürlich privat und Geschäft immer trennen. Stell dir vor, eine Frau kommt hier ganz unbekümmert rein, will einfach nur einen Kaffee trinken und ihre Ruhe haben. Dann kann der Chef nicht sagen: ‚Hey, ich finde dich super.‘ Sonst hast du letzten Endes einen Gast verloren. Und deine Augen sind auch traurig.
Hast du manchmal das Gefühl, wenn du eine Frau gut findest, dass sie, sagen wir mal, nicht in deiner Liga spielt?
Jetzt? Auf jeden Fall. Ich spiele nicht mehr in deren Liga. Vor einiger Zeit war eine Frau aus Dortmund hier im Laden. Die war – ah – grande krass. Was für eine signora! Madre de dios! Was für eine Frau! Die kam rein und es schepperte. Aber die war nur einmal hier. Leider. Oder zu ihrem Glück.
Hättest du dich an sie ran getraut?
Eher nicht. Ich würde zu mir selber sagen: ‚Mario, Träumen ist immer gut. Die Realität sieht anders aus. Deine Zeit ist vorbei. Jetzt lass mal die andern machen‘. Wenn zu meiner Glanzzeit ein 50-Jähriger gekommen wäre, der sich für meine Freundin interessiert hätte, hätte ich gesagt: ‚Ey, du Penner, was willst du von meiner Freundin? Verpiss dich, du alter Sack‘. Heute bin ich selber der alte Sack. Ich müsste mich verpissen. Natürlich würden die meisten nicht denken, dass ich auf die 60 zugehe. Und ich selber empfinde mich auch nicht als 60-Jährigen. Trotzdem ist das Alter da. Dein Körper sagt dir, wie alt du bist. Alles ist ein bisschen schwieriger. Alles ist ein bisschen langsamer. Nur die Phantasie ist immer schnell. Trotzdem: Du musst in Würde älter werden. Ich würde nie Viagra schlucken. Würde mich nie liften lassen oder meine Haare färben. Ich bin ich, bin halt ein Gebrauchtwagen.
Aber es gibt doch bestimmt auch heute noch Frauen, die dich super finden.
Bestimmt, aber ich merke das gar nicht.
Glaube ich dir nicht. Hat denn schon mal eine was gesagt?
Ja, das gab es tatsächlich schon mal. Sie hat zu mir gesagt, dass sie sich vorstellen könnte, mit mir zusammen zu sein. Aber ich habe vorgegeben, dass ich in eine Andere verknallt wäre.
Und das stimmte nicht?
Nee, nicht wirklich. Aber dann war Ruhe. Mit mir gibt‘s keine Projekte.
Du bist also relativ sicher, dass du nicht wieder mit jemandem zusammen leben wirst?
Ich bin jetzt 58. Davon habe ich vielleicht vier Jahre mit Frauen zusammen gewohnt. Sonst immer alleine. Ich will das gar nicht mehr haben. Ich will einfach nur meine Ruhe.
Aber es könnte doch sein, dass die vier Jahre mit Frauen die besten deines Lebens waren?
Natürlich nicht. Die besten sind jetzt! Die Prioritäten haben sich total verschoben. Tanja ist abgehauen, das hat mir die Augen geöffnet. So weh das auch getan hat. Aber wenn morgen eine tolle Frau hier reinkommen würde und sagen würde ‚Mario, du bist der Hammer‘ würde ich natürlich alles, was ich jetzt gesagt habe, wieder vergessen. Man soll ja nichts ausschließen. Aber trotzdem halte ich die Wahrscheinlichkeit für extrem gering.
Wie viel Prozent würdest du schätzen?
Fünf Prozent, wenn überhaupt. (Er muss nicht lange überlegen. Das haut er so raus.) Deshalb verschwende ich auch keine Zeit in diesen Bums-Portalen…
Angenommen, es träte doch noch mal jemand in dein Leben. Könnte das auch eine Frau in deinem Alter sein?
Gibt es nicht. Kann ich ausschließen. Vergiss es! Wenn man zusammen alt geworden wäre, wäre das natürlich etwas Anderes. Das wär‘ kein Problem. Das ist mir alles viel zu kompliziert. Ich habe gar keinen Bock. Ich will nur noch meine Ruhe haben. Mit dir hier sitzen. Mit meinem Sohn Fußball gucken. Karate machen.
Du lebst ja schon lange alleine. Welche Vorteile hat das in deinen Augen?
Freiheit. Freiheit. Freiheit. (Er wiederholt das wirklich drei Mal.) Unbezahlbar.
Kannst du das ein bisschen konkretisieren?
Freiheit. (So weit waren wir doch schon.) Ich lebe mein Leben genauso, wie ich mir das vorstelle.
Trotz dieses ausgeprägten Freiheitsdrangs warst du ja auch mal verheiratet.
Ja, ein Mal. Mit der Mutter von meinem Sohn Alessandro. Der war ja ein Wunschkind, das beste, was ich in meinem Leben fabriziert habe. Als er unterwegs war, haben seine Mutter und ich geheiratet.
Wie lange dauerte die Ehe?
Verheiratet waren wir vier oder fünf Jahre. Das war aber nur so lange, weil ich mich vorher nicht habe scheiden lassen. Die Beziehung war schon wesentlich früher beendet. Die Scheidung selber war dann total entspannt. Wir bekamen die Papiere ausgehändigt und waren beide total erleichtert.
Mit deiner letzten Freundin Tanja hast du vor 14 Jahren das Enuma eröffnet. Vor 11 Jahren hat sie dich dann verlassen.
Ja, sie ist gegangen. Ganz plötzlich.
Und warum?
Das hat sie nicht gesagt. Und ich kann es mir auch bis heute nicht erklären. Man hört nie auf nach Antworten zu suchen. Heute ist das nicht mehr so wichtig, ist ja lange her. Trotzdem träume ich noch manchmal von Tanja. Das ist schon krass.
Weißt du, wo sie heute ist?
Nein. Ich habe gar keine Ahnung. Es gibt auch keine Anhaltspunkte. Wir waren immer sehr für uns, es gibt also niemanden, den ich fragen könnte. Ich hoffe jedenfalls, dass sie in ihrem Leben glücklich ist. Dass es so eingetroffen ist, wie sie es sich gewünscht hat. Dass mich das Ganze viel Kraft gekostet hat, ist natürlich eine andere Sache. Aber ich bin ihr nicht böse.
Wie agierst du in einer Beziehung, wenn Konflikte auftreten?
Ist ja lange her. Kann ich gar nicht mehr genau sagen. Ich glaube aber, wenn es etwas zu sagen gibt, rede ich eigentlich immer Klartext. Und lege die Karten auf den Tisch. Ich bleibe nicht bei einer Person, bei der ich mich nicht wohlfühle. (Da sind sie wieder, die Prinzipien.)
Gelingt es dir denn, Meinungsverschiedenheiten sachlich auszutragen. Oder fliegen, Achtung, Italiener-Klischee, schon mal die Teller?
Nein, Gewalt ist doch keine Lösung. (Das klang bei ihm durchaus auch schon mal anders!)
Könntest du dir vorstellen, eine Paar-Therapie zu machen?
Nee, gibt es nicht. (Da ist er wieder. Der Satz!) Die Probleme regeln wir selber. Wir brauchen keinen Therapeuten. Wenn du nicht miteinander reden kannst, hilft auch kein Therapeut. Warum bleibt man dann noch zusammen? Dann muss man sich trennen.
Jetzt haben wir ja ganz viel über die zwischenmenschliche Liebe gesprochen. Dabei meint Liebe ja nicht immer die Liebe zu anderen, sondern auch die zu sich selbst. Wie ist es um die bei dir bestellt? Auf einer Skala von 1 bis 10, was würdest du dir selber geben?
Eine 10, klar. Weil ich absolut mit mir im Reinen bin. Da gibt es gar kein Vertun.
In dieser Reihe außerdem erschienen:
1 Kommentar
KommentierenAlessandra, ich lese die Blog viel. Aber dies Liebe text ist scheisse, scheisse, scheisse. Mario wisse nicht was amore ist. Wisse auch nicht was Fraue wolle. Komme aus Sicilia per qualche villaggio. Nessuna idea di romanticismo. Du redest mit mir und ich erzähle tutto sull’amore. Grande storia senza mentire. Pura verita. Ciao! Gianni Brazzo