Seit dem Debüt der Startup Woche Düsseldorf hat die Stadt ganz schön was bewegen können. Gab es damals nach Schätzung von Uwe Kerkmann, Leiter der Wirtschaftsförderung der Stadt Düsseldorf, noch 135 Startups in der City am Rhein, sollen es heute schon um die 300 sein. Eine von ihnen ist Güncem Campagna. theycallitkleinparis hat mit ihr gesprochen.
Zwischen dem 13. und 20. April findet die Startup Woche Düsseldorf statt. In dem Rahmen finden rund 170 Veranstaltungen statt. An wie vielen wirst du teilnehmen und welche Aspekte interessieren dich 2018 besonders?
Aus Zeitgründen werde ich leider nur an einigen ausgewählten Veranstaltungen teilnehmen können. Für mich sind die Themen rund um die Finanzierung in der Wachstumsphase wichtig, wie zum Beispiel die Bewertung des Startups.
Du warst zehn Jahre im internationalen Marketing von Unternehmen und Agenturen tätig. Was hat dich bewogen, dich selbständig zu machen? Und wann hast du gegründet?
Wenn man in großen Konzernen arbeitet, hat man mit etablierten und festen Strukturen, mit langen Berichtslinien und Freigabeprozessen zu tun. Auch die Hierarchieebenen sind starr. Da bleibt wenig Raum für Kreativität. Für mich aber war es immer wichtig, Strukturen oder Prozesse zu hinterfragen, zu optimieren und auch neue Wege zu gehen. Da stößt man in Großkonzernen schnell an die Grenzen. Gegründet habe ich in 2016.
Heute hast du gleich zwei Startups. Codingschule und StartBoosters. Bitte erläutere kurz die Geschäftsideen, die dahinter stehen.
Die Codingschule begann als Initiative, um Kindern und Jugendlichen das Programmieren beizubringen. Mit zunehmender Nachfrage von Unternehmensseite haben wir aber nun unser Angebot um Trainings für Führungskräfte und Mitarbeiter erweitert. Demnächst werden wir ein Angebot für Auszubildende launchen.
Bei StartBoosters geht es um Themen der digitalen Transformation. Etablierte Unternehmen müssen ihre traditionellen Geschäftsmodelle hinterfragen und sich den Herausforderungen der Digitalisierung anpassen. Das gelingt am besten, wenn sie agieren wie ein Startup oder wenn sie eng mit Startups zusammen arbeiten. Gemeinsam mit unseren Partnern bieten wir hierzu die passenden Innovationsprogramme wie zum Beispiel einen Accelerator an.
Wie viele Stunden hat eine normale Arbeitswoche bei dir?
Wenn wir am Wochenende Workshops oder interne Trainings haben, komme ich auch schon mal auf eine 7-Tage-Woche mit 60 bis 70 Stunden. In der Regel sind es aber 50 Stunden, würde ich sagen.
In Düsseldorf gibt es rund 300 Startups. Welche Geschäftsideen sind derzeit besonders en vogue?
Ich glaube, das Thema „Food“ ist als Trend zu begreifen.
Welche Idee aus dem Startup-Bereich hättest du gerne selber gehabt?
Ich bin fasziniert von technologischen Themen wie künstliche Intelligenz oder Internet of Things. Wir werden große Umwälzungen in der Wirtschaft erleben. KI-Startups wie Cognigy oder Kauz aus Düsseldorf leisten beeindruckende Arbeit. Aber ich bin zufrieden mit meinen eigenen Ideen, von denen habe ich genug. Auf die Ausführung kommt es an.
Welche Fähigkeiten sollte ein Startup-Gründer deiner Ansicht nach mitbringen?
Natürlich gehören Disziplin, Fleiß und Durchsetzungsvermögen dazu, aber ich glaube Resilienz ist eine der wichtigsten Eigenschaften. Man muss so einige Rückschläge verkraften und manchmal hat man auch Zweifel, aber der Wille weiterzumachen muss immer überwiegen.
Und was können Städte tun, damit nicht alle Startups nach Berlin abwandern?
Ich finde, das kann man sich ganz gut in Düsseldorf anschauen: In nur wenigen Jahren hat OB Geisel eine durchaus Startup-freundliche Stadt geschaffen. Es geht nicht um einzelne Anreize, sondern um die Schaffung eines Ökosystems mit vielen Stakeholdern. Die Stadt, etablierte Unternehmen vor Ort und Startups müssen das gemeinsam machen. Dazu braucht es einen Dialog und viele Foren. Das klappt ganz gut hier in Düsseldorf, die Startup Woche zeigt das ja auch.
Nur bei 13 Prozent aller Startup-Unternehmen ist eine Frau im Gründungsteam. Warum sind Frauen in dem Bereich so unterrepräsentiert?
Das liegt an einer Vielzahl von Gründen: Zum einen ist die Risikobereitschaft bei Frauen geringer als bei Männern und sie sind meist auch weniger an technologischen Themen interessiert. Natürlich kommt aber auch die Problematik der Vereinbarkeit von Familie und Arbeit dazu. Die meisten Personen gründen mit Anfang 30, da kommt in der Regel auch der Familienwunsch auf.
Was kann man tun, um die Frauenquote in dem Bereich zu erhöhen?
Man kann nicht früh genug damit anfangen, Mädchen für technische Themen zu begeistern. Ich bin der Meinung, dass die Themen Wirtschaft und Unternehmertum auf den Stundenplan gehören. In der Sekundarstufe 1 fangen die Mädchen an, sich von MINT-Themen abzuwenden und diese Lücke wird später meist nicht wieder aufgeholt. Das war im Übrigen die Motivation, die Codingschule zu gründen. Ursprünglich wollte ich Coding-Workshops für Frauen anbieten, es kam aber niemand. Man muss bei den Kids anfangen.
Letzte Frage: Würdest du Geld von Carsten Maschmeyer nehmen?
Ich wüsste nicht, was dagegen spräche. Carsten Maschmeyer ist ein sehr erfahrener und erfolgreicher Unternehmer und Investor, man kann sicher viel von ihm lernen.
13.-20. Startup Woche Düsseldorf