Christian Düchtel (Düsseldorfer Büdchentag) im Interview – „Einfach die liebsten Menschen“

Ring frei für die dritte Runde: Am 25. August ist wieder Düsseldorfer Büdchentag. An 23 Kiosken in der ganzen Stadt herrscht dann Ausnahmezustand. Bands musizieren. DJs sorgen für Sound. Grills werden aufgebaut. Und und und. Christian Düchtel ist Mitglied der Initiative Düsseldorfer Büdchentag, die die Veranstaltung organisiert. Zusammen mit dem Budenbetreibern, zahllosen Initiativen, Vereinen und Privatleuten, darauf legt er Wert. Was sonst noch wichtig ist, erzählt Düchtel im Interview mit theycallitkleinparis.

 

Was darf auf keinen Fall fehlen, wenn du dir eine gemischte Tüte zusammenstellst?
Das ist tatsächlich die meist gestellte Frage rund um den Büdchentag. Aber ich beantworte sie natürlich trotzdem gerne: Schaumgummi-Bananen.

Du stammst aus Bayern. Gibt es da überhaupt Büdchen?
Bayern kann natürlich nicht mit der kulturhistorischen Entstehung und Verbreitung von Büdchen, Buden und Trinkhallen hier in der Region und in ganz NRW mithalten. In München gibt es so etwas wie eine kleine Eckkneipen- und Kiosk-Kultur an den Ecken der Plätze in den Vierteln. Das ähnelt aber eher Pariser Bistros und ist gerade dabei zu sterben, wie man so mitbekommt. Gleichzeitig kann man vor allem in München noch viele charmante Kiosk-Kleinode finden. Im Rest von Bayern ist das schwer. Und dabei ist es doch so eintönig, ohne das Büdchen ums Eck durch den Alltag zu gehen. Das merkt man allerdings erst, wenn man es an anderer Stelle mal anders erlebt hat. Düsseldorf, Köln und der Ruhrpott bieten sich für so ein ideales Erlebnis der Büdchenkultur an.

Der Büdchentag findet 2018 schon zum dritten Mal statt. 23 Buden sind in diesem Jahr dabei. Eine davon hat gar nicht geöffnet. Was hat es damit auf sich?
Das ist eine der klassischen Büdchenstorys. Das Büdchen am Friedensplätzchen in Unterbilk hat immer um diese Zeit im August nicht auf, weil die Betreiber dann Urlaub machen. Und weil das Büdchen an sich unter anderem dafür steht, fast immer geöffnet zu haben, haben sich die Jungs um Oliver Räke gedacht: Wir machen dieses Jahr mal ein „Zum geschlossenen Büdchen“ in Anlehnung an die traditionelle Eckkneipe im Viertel. Also ein Pop-Up-Büdchen. Die Jungs tauchen mit dieser Idee eines nur temporär existierenden Büdchens schon im dritten Jahr auf – jedes Mal an anderer Stelle.

An den kleinen Verkaufsstellen treffen Menschen aus völlig unterschiedlichen Milieus aufeinander und das in Zeiten, in denen man die eigenen Filterblasen nur noch selten verlässt. Kann das Büdchen die Gesellschaft retten?
Eine Frage, deren Antwort Stoff für ganze Bücher hergeben würde. Ernsthaft: Diese kulturhistorische Entstehung des Büdchens ums Eck beinhaltet ja auch einen immens hohen sozialen, integrativen Faktor im positivsten Sinne. Es ist der Büdchenbetreiber, bei dem man mal den Schlüssel hinterlegen kann, der die Post annimmt, bei dem man auch sonntags Eier bekommt oder der die neusten Neuigkeiten aus der Nachbarschaft hat. In der Regel wird das Büdchen ums Eck ja auch als „mein Büdchen“ gesehen und man ist richtig traurig, wenn die Besitzer wechseln oder das Büdchen schließen muss. Es gäbe unendlich viele Geschichten, die man erzählen könnte und die den aktuellen Zustand einer Gesellschaft abbilden. Wie anfangs schon angedeutet, man könnte über diese Frage eigentlich ein komplettes Interview führen.

Was macht ein gutes Büdchen beziehungsweise einen guten Büdchenbetreiber aus?
Herzlichkeit, Bodenständigkeit, mit einem gewissen Gespür für die tagtäglichen Bedürfnisse der Nachbarschaft, in der sich das Büdchen befindet, und einem Drang, seine Trinkhalle zu etwas Besonderem zu machen. Das fängt schon bei besonderen Artikeln an, die man eben nur bei diesem Büdchen bekommt.

Eine Liebeserklärung an dein Stammbüdchen in drei Sätzen?
Sie wissen immer Bescheid, was gerade los ist im Viertel. Haben die besten belegten Bötchen, die mir schon oft geholfen haben, mal noch kurz eine Kleinigkeit zu essen. Haben immer auch einen lustigen Spruch dazu. Sind einfach die liebsten Menschen. Das waren jetzt vier.

Wie viele Organisatoren stehen hinter dem Büdchentag?
Das ist schwer zu beantworten, weil die Organisation ja eben nicht alleine bei uns liegt. Wir als Initiative Düsseldorfer Büdchentag sorgen dafür, dass es einen festen Rahmen gibt. Und Düsseldorfer Büdchenbetreiber, Kreative, Vereine, Institutionen und Privatpersonen haben mit einer imposanten Begeisterung und sehr viel Eigeninitiative von Anfang an mitgemacht, ihre Orte an einem Tag so zu präsentieren, wie man sie eben nicht jeden Tag sieht. Und das ist gar nicht so selbstverständlich und einfach, wie man es sich vielleicht vorstellt. Da gibt es einige Herausforderungen zu meistern, bis es einen ganzheitlichen Büdchentag für alle Bewohner der Stadt gibt.

Ihr als Initiative schafft also das Gerüst für die Veranstaltung. Die Bespielung der einzelnen Buden liegt dann allerdings in der Hände aller Düsseldorfer. Wie groß ist die Bereitschaft der Leute, etwas auf die Beine zu stellen?
Wir merken gerade immer in der Endphase zum Düsseldorfer Büdchentag hin, wie groß die Bereitschaft ist. Immens. Vielen kommt noch eine kleine Idee, es werden noch Tische organisiert, ein Grill ausgeliehen oder die Nachbarin zum Kinderschminken einbestellt. Tatsächlich nimmt die Bereitschaft, und dafür gebührt allen auch in diesem Jahr schon wieder großer Dank, Jahr für Jahr zu. Schließlich geht es wirklich darum, einen Tag von Düsseldorfern für Düsseldorfer zu gestalten. Und dafür legen sich alle Beteiligten mächtig ins Zeug.

theycallitkleinparis präsentiert: Düsseldorfer Büdchentag, 25.8., 14-22 Uhr, diverse Büdchen in Düsseldorf

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