Hund Hoffmann im Interview – „Die Klangschale regt mich tierisch auf“

In der nächsten Woche kommt Hoffmann besonders früh vor die Tür. Um 6 Uhr morgens liegt sein Herrchen, Pastor Lars Schütt, normalerweise nämlich noch in den Federn. Zwischen dem 17. und 21. Juni muss der Kirchenmann aber früher raus – und Hoffmann mit ihm. Grund dafür sind die Andachten zum Sonnenaufgang, zu denen das Doppel in den Volksgarten lädt. Was genau hat es damit auf sich? Welche Rolle übernimmt Schütt, welche sein Hund? Hat theycallitkleinparis mal nicht den Menschen gefragt, sondern Hoffmann. Der intakte Rüde gibt sich im Gespräch mindestens ebenso wortgewandt wie sein Herrchen.

 

Hoffmann, bist du Frühaufsteher?
Solche Kategorien sind mir fremd. Ich bin allzeit bereit.

Und was ist mit Lars, wann steht der für gewöhnlich auf?
Wenn ich es ihm sage. Nein, Quatsch! Das variiert. Meist so um halb sieben, manchmal auch früher oder später.

Zwischen dem 17. und 21. Juni ladet ihr beide jeden Morgen um 6 Uhr zur Andacht zum Sonnenaufgang in den Volksgarten ein. Was erwartet die Besucher dort? Handelt es sich um einen Gottesdienst? Oder eher um eine Art Meditation?
Es ist eher eine Meditation. Die Leute bekommen alle einen Bibelvers ausgelost. Im Park angekommen hat jeder Zeit, den auf sich wirken zu lassen und später die Gedanken dazu zu teilen, wenn gewünscht. Etwas gesungen wird auch. Die Klangschale regt mich tierisch auf – ich weiß selbst nicht warum.

Gemeinsam bietet ihr, also Lars und du, seit einiger Zeit ja auch seelsorgerische Spaziergänge durch den Volksgarten an. Da bekommt man bestimmt einiges zu hören über die Sorgen und Nöte der Menschen, oder?
Ach, das klingt jetzt aber reißerisch, Frau Diekmann! Die Gespräche sind äußerlich gar nicht so spektakulär. Ich finde es aber spannend, darauf zu warten, ob und wann jemand diesen kleinen Sprung in der Platte entdeckt, die kleine Lücke, den blinden Fleck in der Geschichte, an dem er versuchen kann, diese neu zu erzählen. Wenn jemand kein Wort über mich verliert, dann weiß ich: Dem geht’s echt dreckig!

Zurück zu den morgendlichen Andachten. Die habt ihr im vergangenen Jahr schon mal veranstaltet, insofern gibt es Erfahrungswerte: Wie war die Resonanz 2018? Und wer kommt an einem normalen Werktag in dieser Herrgottsfrühe zu einer solchen Veranstaltung?
Im vergangenen Jahr waren durchgängig etwa 16 bis 18 Menschen jeden Morgen da. Meist welche, die so um 9 Uhr anfangen zu arbeiten. Zwei davon waren an allen Tagen dabei, was die Erfahrung besonders vertieft. Das Wetter soll ja traumhaft werden nächste Woche – also für euch Menschen. Mir fehlt da etwas die Feuchte, für die Spurensuche.

Zur Aufgabenverteilung: Was macht Lars? Und welche Rolle kommt dir bei der Morgenandacht zu?
Lars gibt den Rahmen vor, damit alle gut ankommen und sich auf die Atmosphäre und vor allem die Natur einlassen können. Ich bin einfach da und zaubere den Menschen ein Lächeln ins Gesicht. Träume nicht dein Leben, sondern lebe mit deinem Hund.

Und wie schwierig ist es für dich, stillzusitzen, wenn um dich herum Kaninchen, Vögel und andere Hunde herum wieseln?
Gott sei Dank hat Lars einen hervorragenden Coach, der ihm beigebracht hat, wie er ein richtiger Leithund wird. Nicht über Konditionierung, also Technik, sondern hauptsächlich indem seine Haltung und unsere Beziehung richtig gut ausgearbeitet wurde. Das heißt: Ihm gehört ALLES und ich vertraue ihm. Ich muss mich nicht blöd auf ihn fixieren, sondern darf die Kaninchen und Vögel wahrnehmen, nur habe ich keinen Anspruch darauf. Wenn er sagt „lauf“, dann kann ich los ballern. Ich finde es sehr beruhigend, dass ich das nicht entscheiden muss.

Im Anschluss an die Andacht geht es zum Frühstück ins Büdchen an der Linienstraße. Für die Menschen gibt es Kaffee und Croissant. Und für dich?
Frischen Pansen, Muskelfleisch und Schlachtplatte aus der Naturmetzergei Gläser von der Nordstraße mit etwas püriertem Gemüse und Hanföl.

17.-21.6., jeweils 6 Uhr, Treffpunkt: Emmastraße 25/Eingang zum Volksgarten

Über Hoffmann
Hoffmann ist ein „reinrassiger Mischling“ (Lars Schütt), der Spuren von Spinone, Pastore und Drahthaar enthalten kann. Der intakte Rüde ist zwei Jahre alt. Seit Herbst 2017 lebt er bei Schütt in Oberbilk. Gefunden haben sich die beiden nach langer Suche über die Wuppertaler Hilfsorganisation Saving Dogs. Benannt ist Hoffmann wider Erwarten nicht nach einem Menschen, sondern nach einem Artgenossen. Der Namensgeber lebt in Schweden und gehört zum Hunde-Rudel eines Freundes von Schütt. In Gesellschaft anderer Vierbeiner gibt sich Hoffmann meist verspielt, er untersucht alles, will das Rudel zusammenhalten. Ansonsten ist er charakterlich eher abwartend und beobachtend, erst wenn aus seiner Sicht Gefahr droht, schlägt er an. Wird er angemacht, stellt er sich. Hoffmann kommt viel vor die Tür. Zwei lange Spaziergänge stehen tagtäglich auf dem Programm, zwei bis vier Stunden in Volksgarten respektive Südpark sind ihm also gewiss. Am Wochenende ist das Doppel aus Mensch und Hund auch gerne am Rhein unterwegs.

1 Kommentar

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Ein sehr informatives Interview mit einem erstaunlich klugen Hund! Hat mir jedenfalls tierisch gut gefallen und hat mich auch neugierig gemacht.
Vielleicht komm ich ja mal mit!

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