Die Geschichte der Bahnhofskinos in Deutschland begann nach dem Zweiten Weltkrieg. Die meisten Bahnhöfe waren stark zerstört und beim Wiederaufbau entschied die Deutsche Bahn – nach dem Vorbild der USA und Großbritanniens – Lichtspielhäuser zu integrieren. 1951 eröffnete das erste Bahnhofskino in Frankfurt am Main, viele weitere folgten – und erfreuten sich in den ersten Jahren auch großer Beliebtheit. Das Programm war für Reisende gedacht, die sich die Wartezeit auf den Anschlusszug vertreiben wollten. Weil die wenigsten dabei genug Zeit für einen 90-minütigen Film erübrigen konnten, lief in den Bahnhofskinos meist von morgens bis abends ein Programm in Dauerschleife, häufig eine Mixtur aus aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen, kombiniert mit Slapstick- oder Trickfilmprogramm und Boulevardsendungen. Als in den 1960er Jahren die Fernseher in die deutschen Wohnzimmer Einzug hielten, sahen sich die Bahnhofskinos programmatisch zum Umschwenken gezwungen: Zunächst setzte man auf herkömmliches Kinoprogramm. Nachdem das keinen Erfolg brachte, verlagerte man sich auf Softpornos, Monsterfilme, Horror und Artverwandtes. „Die Nacht der reitenden Leichen“, „Blutgericht in Texas“ oder „Nackt und zerfleischt“ lauteten die Titel der B-Movies, die von nun an über die Leinwände flimmerten. Heute ist all das längst Geschichte. Die letzten Bahnhofskinos schlossen Ende der 1990er Jahre. Und selbst die Videotheken, die ihnen den Garaus machten, sind heute bereits Vergangenheit. Das Filmmuseum Düsseldorf lässt am kommenden Wochenende mit der Reihe „42nd Street Düsseldorf“ (benannt nach jener Straße in Manhattan, auf der sich das Grand Central Terminal befindet) die Hochzeit der Bahnhofskinos wieder aufleben: Insgesamt acht Filme im 35-Millimeter-Format sind zwischen dem 7. und 9. Februar zu sehen. Die Veranstalter von „Mondo Bizarr“ rechnen dabei offenbar mit Wiederholungstätern, bieten sie doch eine Dauerkarte für die komplette Reihe zum Preis von 30 Euro (20 Euro für Besitzer des Black-Box-Pass) an.
Hier das Programm im Einzelnen:
7.2., 20.30 Uhr
MACHO MAN
BRD 1985, Regie/Drehbuch: Alexander Titus Benda
René Weller trägt diesen Klassiker des etwas anderen deutschen Films auf seinen mächtigen Schulterpolstern und macht selbst Disco-Szenen zu etwas ganz Besonderem. Aber es wird nicht nur geboxt – Drogendealer werden dank Unterstützung von Kampfsport-Ass Peter Althoff mit Karate zur Strecke gebracht.
7.2., 22.30 Uhr
RED HEAT – UNSCHULD HINTER GITTERN
BRD·USA 1985, Regie: Robert Collector, Ernst R. von Theumer
Der österreichische Produzent und Regisseur Ernst Ritter von Theumer schenkte der Welt so einige wundersame Bahnhofskino-Granaten: Vom Killerstrauch-Nonsens „Das Geheimnis der Todesinsel“ (1967) und dem Sleaze-Western „Ich, die Nonne und die Schweinehunde“ (1972) bis zum Heimatfilm „Der Irre vom Zombiehof“ (1979) und dem Actionknüller „Jungle Warriors/Euer Weg führt durch die Hölle“ (1984).
8.2., 15.30 Uhr
DER VIERTE MANN
NL 1983, Regie: Paul Verhoeven
Kurz bevor er nach Hollywood entschwand, um „Fleisch und Blut“ (1985) zu inszenieren, kreierte Paul Verhoeven diese Mischung aus Tripfilm, religiösem Wahn, Giallo, Satire und Hexenzauber. Jeroen Krabbé brilliert als bisexueller Autor mit surrealen Visionen, der bei einer Lesung die rätselhafte Christine (Renée Soutendijk) kennen und lieben lernt.
8.2., 18 Uhr
DIE WIEGE DES TEUFELS
I 1977, Regie: Ugo Liberatore
In Venedig tragen die Gondeln mal wieder Trauer: In Ugo Liberatores, von Großmeister Pino Donaggio musikalisch untermaltem Schocker wird das Kind des Teufels das Licht der Welt erblicken. Oder findet das alles nur im Hirn des blinden Mark statt? Blutige Morde und nebelverhangene Grachten sorgen für einen schmackhaften Italo-Mix.
8.2., 20.30 Uhr
DIE SAFTIGE ÜBERRASCHUNG
I 1982, Regie: Lucio Fulci
Eine amerikanische Großstadt wird von einer rätselhaften Mordserie erschüttert. Wer steckt dahinter? Jack The Ripper oder gar Donald Duck?
9.2., 13 Uhr
KING KONG – FRANKENSTEINS SOHN
J·USA 1967, Regie: Ishirô Honda
Dr. Who, der nichts mit seinem berühmten britischen Namensvetter am Hut hat, konstruiert einen gewaltigen Robo Kong, um das seltene, radioaktive „Element X“ in der Arktis zu bergen. Leider schmoren die Schaltkreise des Metallaffen durch und das Biest gerät außer Kontrolle. Da kann nur der echte King Kong helfen und ein Kampf zwischen den Hochhäusern Tokyos entbrennt. Ein Musterbeispiel japanischer Fabulierkunst, dargeboten von Regieveteran und „Godzilla“-Erfinder Ishirô Honda.
9.2., 15.30 Uhr
MÄDCHEN FÜR VERBOTENE SPIELE
F·I 1973, Regie: Guy Maria
Eine 35mm-Rarität: Guy Maria, Regisseur und vor allem Kameramann aus dem französischen Hardcore-Bereich, aber auch Cinematograph von „Devil Story“ (1985), inszenierte dieses Werk um ein Schloss, einen Hypnotiseur, eine Hexe, einen Geist und viel nackte Haut.
9.2., 18 Uhr
DUELL DER GIGANTEN
HK 1976, Regie/Drehbuch: Wang Yu
Kernstück des Films ist besagtes „Duell der Giganten“, ein Turnier der besten Kämpfer, welche als äußerst bunte Truppe daher kommen und mitunter gar Superfähigkeiten an den Start bringen: Ein Killerzopf, ein Fakir, der seine Gliedmaßen verlängern kann, ein quasi Unzerstörbarer und die berühmte fliegende Guillotine kommen hier zum Einsatz.