Vorgestern war ich in Leverkusen. Fühlte sich an wie eine halbe Weltreise – und das nicht nur, weil ich mit dem Rad unterwegs war. Zwischen Düsseldorf und Leverkusen liegen ungefähr 30 Kilometer. Mit meinem Rad, einer altersschwachen Laube, die schrecklich quietscht (siehe dazu auch #2 It‘s oh so quiet) und deren Vorderlicht mit Klebeband nur notdürftig geflickt ist, benötige ich für die Strecke knapp zwei Stunden. Der Regionalexpress schafft sie in gerade einmal 15 Minuten. Aus den allen bekannten Gründen verzichte ich momentan auf die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Zeit ist ja sowieso im Überfluss vorhanden. Man muss die 105 Minuten, die die Strecke radelnd länger in Anspruch nimmt, also gar nicht sparen.
Ich habe kein Auto. Genauer gesagt habe ich noch nicht einmal einen Führerschein. Die Tatsache, dass derzeit auch viele andere keine Abgase in die städtische Luft pusten, ist für mich – bei allem Schrecken, den die Krise ohne jeden Zweifel verbreitet – ein positiver Nebeneffekt. Das Home Office ist ja glücklicherweise emissionsfrei zu erreichen. Für die Radler der Stadt bedeutet das nahezu paradiesische Zustände. Wenn ich über die ach so leeren Hauptstraßen durch die auffällig gute Luft düse, ertappe ich mich neuerdings manchmal dabei, zu meditieren. Das sollte man unter normalen Umständen als Radfahrer in Düsseldorf auf keinen Fall tun, da gilt es nämlich hellwach zu sein.
Aber zurück zum Ausgangspunkt. Zu Leverkusen. Die Bayer-Stadt ist tatsächlich der am weitesten entfernte Ort, den ich in den vergangenen drei Wochen aufgesucht habe. Nicht dass ich sonst zwischen Tokyo, New York und Kapstadt pendeln würde! Aber der Radius, in dem ich mich bewege, ist trotzdem auffällig klein geworden. An manchen Tagen gibt es noch nicht mal einen Grund, den eigenen Stadtteil zu verlassen. Mittags drehe ich jetzt häufiger meine Runden um den völlig verwaisten Lessingplatz. Wenn dabei wider Erwarten doch ein Veedel-Nachbar meinen Weg kreuzt, halte ich natürlich gebührend Abstand, freue mich aber auch über einen kurzen Plausch. Ich habe ja sonst nichts vor.
In dieser Reihe bereits erschienen:
Die Corona-Tagebücher #1: Solidarische Nachbarschaft Düsseldorf
Die Corona-Tagebücher #2: It’s oh so quiet
2 Kommentare
KommentierenUnd, wie war der Ausflug ?
Schön am Rhein entlang bis nach Rheindorf, vorbei an der Schwimmbrücke bis zum Gelände der Landesgartenschau ..
Bis auf die Tatsache, dass wir den KOMPLETTEN Rückweg massiven Gegenwind hatten, war es sehr schön. Gekommen sind wir bis zur Schiffsbrücke, dort ging es nicht mehr weiter. Und die Innenstadt ist von dort aus offenbar momentan nicht zu erreichen – wegen Baustelle. Wisst ihr Bescheid, falls ihr auch mal hin wollt!