Die Corona-Tagebücher #6: Kunst & Quarantäne

Der Düsseldorfer Performer Felix Bürkle hat schon mit allen möglichen Gegenständen jongliert: mit Obst und Gemüse, mit einer Pfauenfeder oder mit einer Bratpfanne. Zuletzt hat Bürkle seine 14-tägige Quarantäne genutzt, um mit einem derzeit raren Gut zu jonglieren: mit Klopapier. Ohne große Vorbereitung entstand dabei das Video „How many do we really need“. theycallitkleinparis hat mit Bürkle gesprochen, kontaktlos, natürlich.

Felix, wie so viele andere bist auch du derzeit in Quarantäne. Mit wem hattest du Kontakt, mit dem du besser keinen Kontakt gehabt hättest?
Ich war einige Tage wandern in Tirol. Am Abend vor meiner geplanten Rückreise wurde Tirol vom RKI als Risikogebiet eingestuft. Außerdem wurde eine Person aus der neunköpfigen Gruppe, mit denen ich mir Unterkunft und Küche geteilt hatte, nach der Rückkehr positiv getestet. Das macht mich zu einer Kontaktperson der Kategorie I.

Heute ist Tag 13*. Wie lang ist dir die Zeit geworden? Und wie versuchst du sie dir zu vertreiben?
Natürlich war ich nicht begeistert, eine häusliche Quarantäne verordnet zu bekommen. Aber ich habe von Anfang an versucht, mich komplett darauf einzulassen. Arbeit gibt es als selbständiger Künstler, auch von zu Hause aus, immer genug. Dennoch macht es natürlich etwas mit mir, dass ich die Wohnung über einen langen Zeitraum überhaupt nicht verlassen darf. Eine gewisse Art von Lagerkoller begleitet mich da kontinuierlich. Die Herausforderung ist dabei, wie ich damit umgehe …

Das Gesundheitsamt ruft auch regelmäßig an. Wie laufen diese Telefonate ab? Was möchten die wissen?
Das Gesundheitsamt ruft unter der Woche täglich an. Während der Telefonate werde ich von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu meinem Gesundheitszustand befragt, zu Körpertemperatur und Krankheitssymptomen. Außerdem wurde im Telefonat, in dessen Verlauf mir die Quarantäne verordnet wurde, abgeklärt, ob ich die Möglichkeit habe, von Freunden beziehungsweise Nachbarn versorgt zu werden, was ich bejahte.

Symptome hast du aber keine, oder?
Nein, ich habe keine spezifischen COVID-19-Symptome. Meine Symptome sind einer Influenza zuzuordnen, auf die ich im Zusammenhang mit dem negativ ausgefallenen SARS-CoV-2 Test allerdings positiv getestet wurde.

Klopapier ist derzeit ein Thema, das in aller Munde ist, weil einfach kaum welches im Handel zu haben ist. Wie viele Rollen hast du derzeit noch vorrätig?
Ich habe aktuell noch knapp dreieinhalb Rollen.

Mit dreien davon, hast du spontan eine kurze Jonglage-Performance mit dem Titel „How many do we really need“ aufgenommen. Wie schwierig ist es mit Klopapier zu jonglieren?
Es ist nicht ganz einfach, mit Klopapierrollen zu jonglieren, da sie etwas unhandlich, etwas zu leicht und etwas zu groß für eine Hand sind. Das erschwert das Fangen. Sie lassen sich nur von den offenen Seiten her gut fangen, selbst mit meinen im Vergleich recht großen Händen. Ihr Flugverhalten ist bedingt durch diese Parameter relativ schwer zu kontrollieren.

Das Ganze ist aber nicht nur Spökes, sondern hat durchaus auch eine ernste Botschaft.
Ich verstehe es als spontanes Statement zur aktuellen Lage. Neben einer Positionierung gegen das Hamstern war mir die Botschaft, zu Hause zu bleiben, auch sehr wichtig. Zu dem Zeitpunkt, als das Video entstand, gab es die Kontaktreduzierung auf zwei Personen noch nicht.

Wo hast du das Jonglieren eigentlich gelernt?
Ich habe mir Jonglieren im Alter von 12 Jahren zuerst autodidaktisch unter Zuhilfenahme des Buches „Jonglieren leicht gemacht“ von Ronald Rippchen beigebracht. Darüber hinaus spielte später, in Zeiten lange vor YouTube, der Austausch zwischen Jongleurinnen und Jongleuren eine große Rolle.

Ich persönlich verbinde diese Kunstform ja – ähnlich wie das Feuerspucken – immer mit Auftritten in den Fußgängerzonen dieser Welt. Hast du die auch schon mal als Bühne genutzt?
Ja, meine erste Straßenshow habe ich mit 13 Jahren in der Freiburger Fußgängerzone, ganz in der Nähe des Bertholdsbrunnens gemacht.

Was möchtest du nach dem Ende deiner Quarantäne als erstes tun?
Ich freue mich sehr darauf, einen Spaziergang im Wald zu machen…

* Anmerkung der Redaktion: Zu dem Zeitpunkt, als das Interview geführt wurde, war Bürkle noch in Quarantäne. Mittlerweile ist das vorbei.

In dieser Reihe bereits erschienen:

Die Corona-Tagebücher #1: Solidarische Nachbarschaft Düsseldorf

Die Corona-Tagebücher #2: It’s oh so quiet

Die Corona-Tagebücher #3: Falsche Verknüpfungen

Die Corona-Tagebücher #4: Vom Geben und Nehmen

Die Corona-Tagebücher #5: Der Radius wird kleiner

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