Julia Bünnagel im Interview – „Dazu donnern die Flugzeuge über uns hinweg“


Die Arbeit „The Park is Mine“, die Julia Bünnagel gemeinsam mit Patrick Rieve geschaffen hat, ist bereits seit Anfang Juli im Lantz‘schen Park zu sehen. Für den 29. August lädt die Bildhauerin und Soundperformerin die Park-Besucher nun gemeinsam mit Thomas Klein und Waltraud Blischke zu Audiostücken für Flugreisen ein. Was genau sich dahinter verbirgt? theycallitkleinparis hat mit Bünnagel gesprochen.

Seit dem 5. Juli ist im Lantz‘schen Park die Arbeit „The Park is Mine“ zu sehen, die du zusammen mit Patrick Rieve geschaffen hast. Geht es euch dabei thematisch um die Frage von privaten und öffentlichen Räumen?
Ja, auch. Am Park lässt sich die Entwicklung vom geschlossenen höfischen Park zum offenen Volksgarten oder öffentlichen Park bis zur aktuellen Stadtplanung nachvollziehen. Es geht um einen Gebietsanspruch, den die Besucher des Parks automatisch erheben. Zu der Arbeit haben wir gerade das dritte Fanzine raus gebracht, das am 29. August im Park zu erwerben ist. Wir haben uns dadurch dem Thema immer wieder neu gewidmet.

Der Park im Stadtteil Lohausen ist nicht zuletzt aufgrund seiner Lage in Düsseldorf nicht gerade bekannt. Warst du vor Eröffnung des auf eine Dauer von knapp zwei Monaten angelegten Skulpturenpark schon mal dort gewesen?
Ich kannte den Park nicht. Wir haben uns mit Kurator Gregor Jansen vor Beginn der Ausstellung dort getroffen, um den Park anzusehen und den genauen Standort für die Arbeit zu bestimmen.

Ist die Arbeit eigens für das Projekt entstanden?
„The Park is Mine“ haben Patrick Rieve und ich bereits 2009 als unsere zweite Zusammenarbeit entwickelt. Markus Ambach hatte uns unabhängig voneinander zur Ausstellung „parcours interdit“ eingeladen und wir hatten uns entschieden, gemeinsam eine Arbeit zu machen. In den Lantz‘schen Park ist das Schild direkt aus Hamburg gekommen. Es war in diesem Jahr schon in einer Ausstellung des Kunstvereins St. Pauli im Planten un Blomen zu sehen.

Wie sind die Reaktionen der Besucher auf „The Park is Mine“ ausgefallen?
Sehr positiv. Wir hatten eine sehr gute Resonanz und Selfie-Alarm: Fotos mit Kind, mit Hund – was auch immer.

Du hast an der Düsseldorfer Akademie bei Cragg und Kiecol studiert. Heute arbeitest du nicht nur als Bildhauerin und Installationskünstlerin, sondern auch als Soundperformerin. Als solche bist du am 29. August Teil des Konzerts „Audiostücke für Flugreisen“, das ab 16 Uhr im Lantz‘schen Park zu erleben ist. Was erwartet die Besucher?
Drei Konzerte auf meiner modularen Bühnenskulptur „Structure“. Ich habe zwei großartige Klangkünstler eingeladen, mit mir darauf zu performen: Sølyst aka Thomas Klein von Kreidler und die Klangkünstlerin und Djane Waltraud Blischke. Wir alle drei laden zu ganz außergewöhnlichen Audio-Flugreisen ein. Waltraud mixt Sounds aus ihrem skurrilen Fundus aus Reisemusik, Muzak und Flugzeugklängen. Sølyst spielt noisige Soundscapes mit Schlagzeug und Fieldrecordings. Ich mixe Schallplatten, deren Oberflächen von mir bearbeitet sind: geschliffen, lackiert, beklebt.

Muss man sich das, was du machst, wie eine Art Komposition vorstellen? Oder eher wie eine Improvisation?
Ich benutze meine präparierten Schallplatten wie ein bildhauerisches Material, das ich immer neu zusammenstelle. Der Plattenspieler wird zum Instrument. Dieses Mal mache ich Musik mit bearbeitetem Vinyl, auf dem Natur-, Flugzeuggeräusche und Texturen sind. Jede Performance ist einzigartig und diese komplett neu – für und mit dem Lantz‘schen Park.

Und „Audiostücke für Flugreisen“ heißt das Ganze, weil der Lantz‘sche Park in der Einflugschneise des Flughafens liegt?
Ja. Und weil wir auf die Situation mit unseren Sounds eingehen. Wir alle drei bereiten neue Stücke vor, die Klänge aus Natur, Reisen und Flugzeugen beinhalten. Dazu donnern die echten Flugzeuge über uns hinweg. Die Besucher können ihre Picknickdecke und Getränke mitbringen, unseren Soundscapes lauschen und in den Himmel schauen und Flugzeuge betrachten. Plane spotting und ear travelling!

Lass uns noch mal auf „The Park is Mine“ zurückkommen. Wieso verbleibt die Arbeit, ebenso wie die deiner sechs Kollegen, eigentlich nicht langfristig im Lantz‘schen Park?
Gute Frage! Liegt wohl am Konzept. Es soll jedes Jahr eine neue Ausstellung geben. Man sollte also vorbeikommen, um Park und Kunst jetzt zu erleben!

29.8., 16 Uhr, Lantz‘scher Park, Düsseldorf

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