Seit einigen Wochen ist sein Foto an zahlreichen Stellen im Düsseldorfer Stadtraum zu sehen. Dabei tritt Seydi Dogan bei der Kommunalwahl am 13. September gar nicht an. Weder für Die Linke, auf deren Plakaten er zu sehen ist, noch für eine andere Partei. Wie kam er also zu seinen persönlichen six weeks of fame? theycallitkleinparis hat mit dem Betreiber der „Döner Ecke“ gesprochen.
Herr Dogan, wie sind Sie auf den Wahlplakaten von Die Linke gelandet?
Mein Imbiss „Döner Ecke“ ist an der Bilker Allee Ecke Corneliusstraße. Die Geschäftsstelle der Linken ist schräg gegenüber, auf der Corneliusstraße. Die Mitglieder kommen regelmäßig bei mir essen. Falafel. Oder Döner. Irgendwann hat mich dann einer von ihnen gefragt, ob ich mich für ihr Wahlplakat fotografieren lassen würde.
Haben Sie gleich zugesagt?
Ja, natürlich. Da habe ich nicht lange überlegt.
Hätten Sie sich denn auch für die Kampagne der CDU fotografieren lassen?
Warum nicht? Ich habe nichts gegen die CDU. Wir sind alle Menschen, wissen Sie.
Wie waren die Foto-Aufnahmen?
Es hat nicht lange gedauert, fünf Minuten vielleicht. Die Fotografin kam samstags vorbei. Ich hatte gerade einen Kunden im Laden und habe ihm ein Döner gemacht. Sie hat das dann fotografiert.
Die Plakate hängen seit dem 31. Juli im Düsseldorfer Stadtraum. Wann haben Sie die erste Reaktion bekommen?
Kurz danach. Von einem ehemaligen Arbeitskollegen. Der ging morgens mit seinem Hund raus und ist dabei an meinem Plakat vorbeigekommen. Er hat es dann gleich fotografiert und mir eine SMS geschickt. Von wegen: „Jetzt muss ich jeden Morgen dein Gesicht sehen.“ Es gibt übrigens nicht nur Plakate mit dem Motiv, sondern auch Flyer. Die Leute von der Linken haben mir einen ganzen Karton gebracht. Die habe ich an Freunde und Bekannte verteilt.
Hängen in direkter Nähe der „Döner Ecke“ auch Plakate mit Ihrem Foto?
Ja, eins direkt gegenüber, bei Espresso Perfetto. Und eins an der Zimmerstraße.
Und Ihre Gäste, sprechen die Sie auch auf das Plakat an?
Ja, oft. Ich werde am Tag bestimmt 20 Mal darauf angesprochen.
Und gibt es auch welche, die Ihr Engagement nicht gutheißen?
Nein, bisher fanden es alle okay.
Der Slogan auf Ihrem Plakat lautet „Multikulti ist mehr als Döner“. Wie finden Sie den?
Gut. Ist ja auch korrekt. Multikulti ist ja auch italienisches Essen.
Wer wüsste das besser als Sie. Bevor Sie im vergangenen Jahr die „Döner Ecke“ übernommen haben, haben Sie 18 Jahre lang in italienischen Restaurants gearbeitet.
Ja, das stimmt. Zuletzt war ich bei Zurheide an der Berliner Allee. Da habe ich im Untergeschoss gearbeitet, da, wo man sich Pasta frisch zubereiten lassen kann.
Wie sind sie von dort zur „Döner Ecke“ gekommen?
Der Betreiber suchte im vergangenen Jahr jemanden, der den Laden übernimmt. Ich kannte die „Döner Ecke“ vom Vorbeigehen, weil ich direkt um die Ecke wohne, auf der Hüttenstraße. Ich habe dann nicht lange überlegt. Seitdem mache ich das.
Und wie läuft es?
Vor Corona lief es richtig gut. Den Laden gibt es ja auch schon 30 Jahre.
Wie viele Döner verkaufen Sie an einem guten Tag?
Genau weiß ich das nicht. 100 bis 150 vielleicht?
Sie stammen aus einer Stadt an der türkisch-syrischen Grenze, leben aber seit knapp 20 Jahren in Deutschland. Haben Sie einen deutschen Pass?
Noch nicht, aber er ist schon beantragt. Im September bekomme ich ihn.
Also genau pünktlich zur Kommunalwahl. Werden Sie dann auch Die Linke wählen?
Ja. Wissen Sie, ich bin Kurde. Wir haben immer mehr mit den Linken zu tun.
Herr Dogan, vielen Dank für das Gespräch.
Sehr gerne. Kommen Sie doch mal bei mir im Imbiss vorbei. Ich lade Sie ein.
Danke für die Einladung. Ich bin allerdings Vegetarierin. Döner kommt für mich also nicht in Frage.
Kein Problem, dann mache ich Ihnen eine Pizza. Ich mache sehr gute Pizza.
Döner Ecke, Corneliusstraße 109, Düsseldorf, täglich 11 bis 23 Uhr