Was das Reisen angeht, zehrt der Düsseldorfer Filmemacher Stephan Fritsch derzeit von seinen Erinnerungen. Zum Beispiel an Namibia. Im Dezember vergangenen Jahres war er gemeinsam mit Dirk Schäfer und Andreas Prinz drei Wochen in dem afrikanischen Land unterwegs, um einen Film zu drehen. „Namibia – Zehn Leben“ ist mittlerweile fertig. theycallitkleinparis hat mit Fritsch gesprochen.
Wenn man deine Facebook-Postings verfolgt, könnte man den Eindruck gewinnen, dass du mehr unterwegs bist als daheim. Was bedeutet dir das Unterwegssein?
Ich bin gerne unterwegs, um andere Orte und andere Menschen kennenzulernen. Reisen baut ja Vorurteile ab und man lernt viel an anderen Orten und durch andere Menschen. Ich bin aber auch gerne und viel in Düsseldorf. Hier gibt es ja auch genug Möglichkeiten, andere Kulturen zu erleben.
Das Jahr 2020 hat Reiselustigen einen dicken Pandemie-Knüppel zwischen die Beine geworfen. Viele sind wegen Corona einfach zuhause geblieben. Wie war das bei dir, bist du weg gekommen?
2020 war ich fast gar nicht unterwegs, ich war im Sommer zwei Wochen in Österreich im Salzburger Land, dann mal ein paar Tage an der Mosel zum Wandern und in Zeeland am Meer, ansonsten war ich, wenn ich raus wollte, hier in der Region unterwegs, zum Beispiel im Neandertal oder mit dem Rad am Rhein. Vergangenes Jahr war das Reisen schon wesentlich einfacher.
Zumindest hast du zahlreiche Erinnerungen, in denen du schwelgen kannst. Zum Beispiel an Namibia, wo du 2019 drei Wochen unterwegs warst. Vor Kurzem hatte der Film „Namibia – Zehn Leben“ Premiere, den du gemeinsam mit Dirk Schäfer und Andreas Prinz gemacht hast. Wie entstand die Idee?
Dirk und Andi sind zwei Freunde von mir, die eigentlich immer unterwegs sind, gerne auch mal für länger also ein paar Monate oder auch mal ein Jahr. Beide machen schon seit 20 Jahren gemeinsam Reisereportagen für Motorradzeitschriften und ich kenne die beiden rund 13 Jahre. Vor ein paar Jahren haben wir gemeinsam einen Motorradreisefilm namens „Abenteuer Pyrenäen“ gemacht, den haben wir damals per Crowdfunding finanziert. Schon länger hatten Andi und Dirk im Kopf, mal gemeinsam in Namibia was zu machen. Vergangenes Jahr haben sie einfach einen Flug gebucht und mich vor die Wahl gestellt, ob ich mitkomme oder nicht. Und da bin ich natürlich mitgefahren.
Für ein Roadmovie hätten sich ja auch zahlreiche andere Ecken der Welt angeboten. Warum ist es Namibia geworden?
Sowohl Andi als auch Dirk waren schon häufiger in Namibia und ich war mit Dirk auch schon mal für eine Imagefilmproduktion dort. Namibia ist ein tolles Land. Das hat alles, was man sich in Afrika so wünscht, wie zum Beispiel wilde Tiere, Wüsten, unendliche Weiten, Sonnenschein, sehr nette Menschen und so weiter. Wenn man da durchfährt, hat man ganz oft das Gefühl, man ist auf einem fremden Planeten, weil es so unheimlich weit und leer ist. Namibia ist mehr als doppelt so groß wie Deutschland und es leben dort nur 2,3 Millionen Menschen. Da kann es schon mal vorkommen, dass es ein paar Stunden oder je nachdem wo man ist auch mal Tage dauert, bis man wieder einen Menschen sieht. Andererseits ist Namibia ein sehr angenehmes Reiseland, es ist sicher und somit auch für Afrikaanfänger gut geeignet und es gibt dort, wie wir auch im Film zeigen, überall ganz wunderbaren Kuchen.
Was hattet ihr an Equipment dabei?
Wir hatten eine große Filmkamera dabei, zwei kleinere Spiegelreflexkameras, mehrere Stative, Schienen, Tonequipment, eine Drohne, mehrere Actionkameras, Helmkameras, Speicherkarten, etliche Festplatten, zwei Laptops und dann noch Zelt, Schlafsack, Isomatte, Kocher, Kochgeschirr und auch ein bisschen Wechselkleidung.
Wie habt ihr euch vor Ort fortbewegt?
Dirk und Andi sind mit zwei Reiseenduro-Motorrädern unterwegs gewesen, ich mit einem älteren Toyota Landcruiser.
Wie viele Kilometer habt ihr insgesamt zurückgelegt?
Das waren schon ein paar tausend, die genaue Zahl hab ich nicht mehr im Kopf, aber in Namibia liegt vieles sehr weit auseinander. Wir sind fast ausschließlich auf Schotterpisten und im Gelände unterwegs gewesen.
Du hast den Film wie schon erwähnt mit zwei Kollegen gemacht. Wie war die Aufgabenverteilung unter euch?
Dirk ist zuständig für Zeitraffer und die Drohnenaufnahmen, Andi kümmert sich um alles, was unterwegs an den Fahrzeugen kaputt geht, er hat im normalen Leben in Essen auch eine Motorradwerkstatt. Beide agieren außerdem als Protagonisten vor der Kamera und filmen mit ihren Helmkameras, während wir durch Namibia fahren. Ich hab mit der großen Kamera die Begegnungen mit den Menschen, die in Namibia leben, aufgenommen und den Ablauf im Kopf gehabt. Irgendwie müssen die ganzen Filmschnipsel, die man unterwegs filmt, ja nachher auch zu einem Film zusammenpassen.
Vor Ort habt ihr ganz besondere Menschen getroffen. Eine Wüstenforscherin, einen Ex-Undercover-Agenten und Diamantentaucher, eine Nashornschützerin und einen Buschmann. Wie habt ihr die gefunden?
Manche von den Menschen kannten Andi und Dirk schon von früheren Reisen, manche haben uns dann spontan abgesagt, weil sie nicht vor Ort waren, als wir da waren. Und dann war das halt so, wie das auf Reisen manchmal so ist, wenn eine Tür sich schließt, öffnet sich irgendwo eine andere. Wir haben dann manche Leute spontan getroffen und gefragt, ob wir mit ihnen reden dürfen.
Welche Szene kommt dir sofort in den Kopf, wenn du an die Reise denkst?
Das sind mehrere. Wenn man einmal diese Wahnsinnslandschaften in Namibia gesehen hat, bekommt man diese Weite nicht mehr aus dem Kopf. Aber die schönsten Szenen waren eigentlich nicht die tollen Landschaften, sondern die Begegnungen mit den Menschen.
Die Premiere des Films fand Ende Oktober unter Corona-Bedingungen in der Essener Lichtburg statt. Die 450 Menschen, die im Vorfeld Tickets erworben hatten, musstet ihr letztlich auf zwei Vorstellungen verteilen. Für die, die es nicht nach Essen geschafft haben: Gibt es „Namibia – Zehn Leben“ auch auf DVD oder zum Download?
Ja, den Film gibt es auf DVD, Blu-Ray und zum Download.
Mehr Infos zum Film gibt es hier.