DieGuteTüte im Interview – „Erdbeeren im Winter sind ein Tabu“

Antonio Hover und Fawad Jacobi haben einen Plan: Sie möchten die Düsseldorfer mit nachhaltigem Obst und Gemüse versorgen. Zu diesem Zweck haben sie DieGuteTüte gegründet. Wie ihr Konzept genau funktioniert, erzählen sie im Interview mit theycallitkleinparis.

Woher kennt ihr beide euch?
Fawad: Wir haben beide 2008 an der Heinrich-Heine-Universität angefangen, Wirtschaftschemie zu studieren. Daraus ist eine Freundschaft entstanden, die uns bis heute verbindet.

Welche Jobs hattet ihr, bevor ihr DieGuteTüte gestartet habt?
Fawad: Ich war Unternehmensberater und wurde hauptsächlich in Digitalisierungsprojekten eingesetzt.
Antonio: Ich habe mehrere Jahre im Vertrieb gearbeitet.

Wann und wie entstand die Idee für DieGuteTüte?
Antonio: Die Idee entstand, um das eigene Problem der nachhaltigen Lebensmittelbeschaffung zu lösen. Sowohl Fawad als auch mir sind nachhaltige Lebensmittel sehr wichtig. Für uns als Berufstätige war es aber häufig nicht möglich, auf den Wochenmarkt zu gehen, das ließ sich einfach schwer mit unseren Arbeitszeiten vereinbaren. Genau da setzt unsere Idee an.

Wie funktioniert das Ganze?
Antonio: Der Einkauf soll möglichst einfach und flexibel ablaufen. Unsere Kund:innen bestellen bequem in unserem Onlineshop die gewünschten Produkte. Zusätzlich wählen sie ihren Wunschabholtag und -ort aus. Am Abholtag bekommen sie dann von uns einen QR-Code zugesandt, mit dem sie unsere Abholboxen öffnen können. Die Pfandtasche, in der die Lebensmittel verpackt sind, kann beim nächsten Einkauf einfach wieder in die Abholbox gelegt werden.

Ihr verkauft ausschließlich Bio-Produkte. Woher stammt euer Obst und Gemüse?
Antonio: Die Ware beziehen wir von verschiedenen Höfen in der Region. Wir möchten dabei die Transportwege möglichst kurz halten und die regionalen Produzent:innen unterstützen.

Nach welchen Kriterien sucht ihr die Höfe aus?
Fawad: Ein wesentliches Kriterium für die regionale Ware ist, dass die Höfe nicht weiter als 100 Kilometer von Düsseldorf entfernt sind. Weiterhin achten wir darauf, dass sie via Demeter-, Bioland- oder Naturland-Siegel zertifiziert sind.

Neben Obst und Gemüse aus der Region habt ihr auch Bananen aus Ecuador oder Ingwer aus Peru im Sortiment. Warum habt ihr euch trotz des großen ökologischen Rucksacks dafür entschieden?
Antonio: Über diesen Punkt haben Fawad und ich vor unserer Gründung immer wieder diskutiert. Das Ganze ist ein schwieriges Thema. Gerade jetzt, in den Wintermonaten, ist das regionale und saisonale Angebot sehr klein, sodass wir es gerne erweitern wollten. Außerdem möchten wir unseren Kund:innen einen zusätzlichen Einkauf im Biosupermarkt ersparen, bei dem sie dann den fehlenden Ingwer besorgen würden, was wiederum den ökologischen Fußabdruck vergrößern würde.
Fawad: Bananen und Ingwer sind unsere Exoten im Sortiment, aus Südeuropa bieten wir außerdem Zitrusfrüchte an. Die Nachfrage für diese Produkte ist einfach gegeben. Für uns ist im ersten Schritt der Verzicht auf Flugware wichtig. Außerdem werden wir nicht das ganze Jahr über Orangen anbieten, die dann teilweise aus Südafrika oder Südamerika importiert werden. Wir bieten diese Produkte nur ein paar Monate im Jahr an.

Ihr passt das Angebot also saisonal an?
Fawad: Ja, wir passen unser Sortiment je nach Saison an. Erdbeeren im Winter zum Beispiel sind ein Tabu. Wir freuen uns schon auf das Frühjahr, um den ein oder anderen regionalen Exoten ins Sortiment aufnehmen zu können.

Abholboxen Hüttenstraße, Foto: DieGuteTüte

Wie werden die Produkte nach Düsseldorf transportiert? Und wie gelangen die bestellten Tüten zu den drei Abholboxen?
Antonio: Momentan werden wir beliefert, holen das Obst und Gemüse zum Teil aber auch selbst bei den Höfen ab. Ab März wird das mittels eines Elektro-Transporters geschehen. Zu den Abholstationen werden die guten Tüten frühmorgens mit unserem Lastenfahrrad transportiert.

Seit wann kann man bei euch bestellen?
Antonio: Unser Online-Shop ist seit Anfang November 2020 live.

Wie viele Bestellungen wickelt ihr derzeit wöchentlich ab?
Fawad: Momentan sind wir noch ein Start-up und freuen uns über jede neue Bestellung. Dank unserer tollen Unterstützer:innen sind wir mit der Anfangsphase aber sehr zufrieden.
Antonio: Die wöchentliche Anzahl an Bestellungen steigt jedenfalls stetig.

Momentan habt ihr drei Abholboxen, eine am S-Bahnhof Friedrichstadt, eine in Flingern und eine in Vennhausen. Warum habt ihr genau diese Standorte ausgesucht?
Antonio: Die Station in Flingern ergibt sich durch unsere Betriebsstätte im Stadtteil. Da unserem Vermieter auch ein Grundstück direkt neben dem S-Bahnhof Friedrichstadt gehört, konnten wir dort ebenfalls unsere Boxen platzieren. Vennhausen haben wir uns ausgesucht, weil der Stadtteil wenig Einkaufsalternativen bietet und regionale Lebensmittel dort relativ schwer zu bekommen sind.

Was plant ihr als DieguteTüte für die Zukunft?
Antonio: Wir wollen in den kommenden Wochen weitere Stationen aufstellen, um so noch mehr Menschen zu ermöglichen, einfach nachhaltig einzukaufen. Außerdem möchten wir unser Sortiment um ausgewählte Trockenprodukte, wie zum Beispiel Haferflocken, Kürbiskerne und mehr erweitern. Natürlich alles im Pfandsystem.

Die Abholboxen von DieGuteTüte findet ihr auf der Hüttenstr. 107, der Schwelmer Str. 8 (QuARTier 8) und am Sandträger Weg 101.

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