Till Krägeloh im Interview – „Ich freue mich darauf, das zakk weiterzuentwickeln“

Sein erstes „großes“ Konzert hat er 1999 im zakk gesehen. Die Absoluten Beginner waren das damals. 22 Jahre später kehrt Till Krägeloh an die Fichtenstraße zurück. Am 1. April beerbt der studierte Wirtschaftswissenschaftler und Kulturmanager, der zuletzt als Marketingleiter der Deutschen Kammerphilharhomie Bremen tätig war, Jochen Molck als Geschäftsführer. theycallitkleinparis hat kurz vor seinem Wechsel nach Düsseldorf mit Krägeloh gesprochen.

Till, du hast deine Kindheit in Kleve und Moers verbracht. Was ging da kulturmäßig? Wie wurdest du, was das angeht, sozialisiert?
Am Niederrhein ging erst mal nicht so viel. Wir haben in Keeken, einem kleinen Dorf an der holländischen Grenze, gewohnt und waren oft mit meinen Eltern in Nijmegen, wurden zu vielen Ausstellungen ins Folkwang oder ins Kröller-Müller mitgeschleppt oder ins Schloss Moyland. Die alte Wasserburg war zu diesem Zeitpunkt ziemlich verfallen, hatte aber etwas Verwunschenes und für uns Kinder war es ein wunderbarer Spielplatz. Jetzt beinhaltet das Schloss die größte Joseph Beuys-Sammlung weltweit. Beuys hat seine Jugend in Rindern nahe Keeken verbracht und ich bin mit seinem Werk in meinem gesamten Leben immer wieder in Berührung gekommen. Als Jugendlicher bin ich für drei Jahre nach Bremen gezogen und dann ging es langsam los: Über Basketball kam ich zum Hip-Hop und zum Rap. Nach der Zeit in Bremen ging es zurück an den Niederrhein – nach Moers. Das war musikalisch auf jeden Fall eine ganz prägende Zeit für mich. Das Jahr 1999! Im November wurde ich 18 und der deutsche Hip-Hop hatte Hochkonjunktur. Wir sind überall hin, wo wir das erleben konnten.

Dein erstes großes Konzert hast du dann im zakk gesehen. Die Absoluten Beginner. Wann war das? Und wie hast du den Abend und die Location damals erlebt?
Das müsste auch 1999 gewesen sein. Mein Vater hat uns mit seinem alten Opel Kadett dort abgesetzt und dann wurde gebounct! Es war mein erstes großes Konzert. Ich war 17, es war dunkel, laut – aber toll!

Wie häufig warst du im Laufe der folgenden Jahre im zakk? War das ein fester Anlaufpunkt für dich?
Wie oft kann ich wirklich nicht sagen… Wir sind halt den Bands hinterher gefahren. Manche Konzerte haben wir drei- bis viermal hintereinander gesehen.

Am 1. April kehrst du nun als Chef zurück und übernimmst den zakk-Geschäftsführerposten von Jochen Molck. Zuletzt warst du sechs Jahre lang Marketingleiter der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Wie schwierig stellst du dir den Wechsel aus einem Haus der Klassik in ein soziokulturelles Zentrum vor?
Ich habe nach einer neuen Herausforderung gesucht und die habe ich jetzt beim zakk gefunden. Ich freue mich auf das Neue: das, was kommt. All die Menschen im und rund um das zakk kennenzulernen und das zakk weiterzuentwickeln – das motiviert mich und gibt mir Energie. Ich bin ja schon seit vielen Jahren im soziokulturellen Sektor unterwegs, bin ich eng mit dem Kurhaus Dangast an der Nordsee verbunden. Dieses Haus ist etwas ganz Besonderes und nach meiner Interpretation ebenfalls ein soziokulturelles Zentrum: mit ganz verschiedenen Menschen aus allen Milieus, die dort zusammenkommen und akzeptiert werden, wie sie sind. Kunst und soziale Arbeit spielten im Kurhaus Dangast schon immer eine große Rolle. Auch der Düsseldorfer Beuys-Meisterschüler Anatol Herzfeld hat in Dangast viele Jahre gewirkt. 2014 ist das interdisziplinäre Festival, das „Watt En Schlick Fest“, entstanden, ein friedliches, nachhaltiges Fest für alle Generationen. Auch die vergangenen fünf Jahre bei der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen waren für mich prägend. Hier konnte ich das „Zukunftslabor“, ein sozial nachhaltiges Projekt des Orchesters, weiterentwickeln und begleiten. Vor diesem Hintergrund freue ich mich nun riesig auf die neue Aufgabe im zakk.

Wirst du das „Watt En Schlick Fest“ auch in Zukunft weiterführen?
Ja.

Vor deiner Tätigkeit für die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen hast du beim Internationalen Filmfestival Oldenburg gearbeitet. Wie gut kennst du die Düsseldorfer Kulturlandschaft? Inwiefern bist du hier bereits vernetzt?
Antilopen Gang, die Toten Hosen, Kraftwerk, der Ratinger Hof, die Kunstakademie, das Open Source Festival, die Tonhalle – das ist mir natürlich alles ein Begriff und ich kann das einordnen. Ich freue mich aber, hier alles noch genauer kennenzulernen und mir ein detaillierteres Bild zu machen.

Du hast Wirtschaftswissenschaften und Kulturmanagement studiert. Wie wichtig war gerade ersteres im Hinblick auf die seit Beginn der Pandemie angespannte finanzielle Lage im Kulturbetrieb?
Ein gutes Verständnis über die wirtschaftlichen Belange eines Kulturunternehmens zu haben, war sehr wichtig, deshalb hat mir mein Wissen und meine Erfahrung sehr geholfen.

Was würdest du sagen, was macht dich als Chef aus?
Ich lasse mich gerne begeistern und kann auch andere mit meiner Begeisterung anstecken. Ansonsten: Offenheit, Mut, Verantwortungsbewusstsein, Leidenschaft.

Welche Platte hast du dir zuletzt gekauft?
Ganz ehrlich? Die „Bambule“ von den Absoluten Beginnern. Als die Entscheidung feststand, dass ich nach Düsseldorf ins zakk komme, habe ich mir die Platte nochmal als Vinyl gekauft. Davor „Welfare Jazz“ von Viagra Boys und „Full Length“ von Roisin Murphy.

Welche war die letzte – nicht gestreamte – Kulturveranstaltung, die du besucht hast?
Im Oktober 2020 in der Hamburger Elbphilharmonie. Dort spielte die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen.

Was wirst du an Bremen als Stadt besonders vermissen?
Die Weser, das „Viertel“ und die Menschen.

Und worauf freust du dich in Düsseldorf, mal abgesehen von deinem neuen Job, besonders?
Auf den Rhein, die Menschen, die kulturelle Vielfalt und das Altbier.

Hinweis der Redaktion: Till Krägeloh ist mittlerweile nicht mehr Geschäftsführer des zakk.

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