In ihrem Beruf als Architektin folgt Cornelia Greef gemeinhin dem Gesetz der Logik. Ganz anders bei ihren Collagen, die sie seit 2019 schafft. Bei deren Entstehung lässt sich die 45-Jährige eher von Intuition leiten. Bisher waren die Arbeiten nur im Netz zu sehen. Nun wagt sich Greef einen Schritt weiter vor – und präsentiert ihr Werk erstmals im Rahmen einer kleinen Ausstellung. Kurz vor der Eröffnung hat theycallitkleinparis mit der Künstlerin gesprochen.
Cornelia, du stellst ab dem 21.5. unter dem Titel „Räume“ Collagen im White Room in Flingern aus. Ist das tatsächlich deine allererste Ausstellung?
Ja. Bislang habe ich lediglich Fotos der Arbeiten bei Instagram eingestellt, unter dem Namen conroh.
Wie hoch ist das Aufregungslevel so kurz vor dem Start bei dir?
Sehr hoch. Ein bisschen kommt mir da die Corona-Situation zugute. Es wird kein großes Eröffnungsevent geben. Das ist einerseits natürlich schade, aber es ermöglicht mir, ganz individuell Besuchern die Collagen zu zeigen und ins Gespräch zu kommen. Es wird eine kleine, leise Ausstellung und das beruhigt mich irgendwie.
Wie viele Arbeiten sind zu sehen?
Ich werde 10 gerahmte Arbeiten ausstellen. Zusätzlich habe ich zwei meiner Collagen auf Postergröße, ungefähr DIN A1, vergrößern lassen. Diese werden auch zu sehen sein. Es sind zwar vergrößerte Drucke der Arbeiten, aber ich wollte unbedingt ausprobieren, wie das wirkt.
Die Ausstellung trägt den Titel „Räume“. Warum?
Ich habe die Ausstellung recht spontan „Räume“ getauft, da ich den Raum als verbindendes Element für meine Collagen sehe. Es sind Beziehungen, die im Raum sowohl im Außen als auch im Innen stattfinden. Oft sind es Perspektiven, die surreal anmuten, eine Verfremdung der Realität darstellen. Die Menschen und Räume gehen neue Beziehungen zueinander ein. Alles ist aus Zeitschriften ausgeschnitten und stammt von Fotos, die eigentlich die Realität abbilden. Durch das Neuarrangieren entstehen Bilder, die neue Räume bilden.
In welchem Zeitraum sind die Collagen entstanden?
Die erste Collage, mal abgesehen von Schul- und Studienzeiten, ist im Herbst 2019 entstanden. Ich war mit meiner Tochter auf der Architect@work-Messe. Dort haben wir tolle Magazine und Zeitschriften mitgenommen. Die lagen dann zuhause und ich hatte das Gefühl, damit muss etwas passieren. An einem Wochenende habe ich ein bisschen Ruhe und Zeit gefunden und einfach angefangen, die Magazine auseinander zu schneiden. Ich habe mir einen kleinen Arbeitsplatz zuhause eingerichtet und mich immer wieder drangesetzt. In der Zwischenzeit sind viele Magazine hinzu gekommen, ein ziemliches Chaos. Die Collagen haben mich seitdem nicht mehr los gelassen.
In Düsseldorf gibt es ja zwei „Großmeisterinnen“ der Collage. Norika Nienstedt und Sabine Remy. Inwiefern sind sie für dich Inspiration gewesen?
Tatsächlich gab es nie den Moment, in dem ich beschlossen habe „Jetzt mache ich Collagen“. Es hat mir einfach Spaß gemacht und ich habe eine unglaubliche Ruhe und Konzentration beim Cutten, Puzzeln, Neuarrangieren und Kleben empfunden. Es hatte zunächst wirklich nur etwas mit der Arbeitsweise zu tun. Ich habe dann in den Collagen auch immer wieder Themen gesehen, die etwas mit mir zu tun hatten, die etwas Diffuses in mir sichtbar gemacht haben. Mir Klarheit gegeben haben, mich zum Nachdenken gebracht haben. Es war auch eine Bearbeitung von Gefühlszuständen. Aber auch von Themen, die mich umgeben, Nachrichten und so weiter. Fast wie eine Art Tagebuch. Irgendwann habe ich damit begonnen, die Arbeiten zu fotografieren und bei Instagram hochzuladen. Ich wollte sie zeigen. Dort bin ich auf viele Collagen Artists gestoßen, ganze Communitys, darunter auch Norika Nienstedt. Wir folgen einander. Ansonsten versuche ich aber, gar nicht in eine bestimmte Richtung zu arbeiten. Ich bin da ziemlich frei. Meine Motive sind abhängig von dem, was mir begegnet und was sich in meinem Kopf daraus zusammensetzt.
Du bist von Haus aus Architektin. Da liegt das Zeichnen ja eigentlich näher als das Collagieren.
Anders als bei meiner Arbeit als Architektin folgen meine Collagen nicht einer bestimmten Reihenfolge oder dem Gesetz der Logik. Ich arbeite mit Material aus unterschiedlichen Zeitschriften, bedrucktem Papier. Ich arbeite analog, indem ich mit dem Skalpell Motive ausschneide und aufklebe. Eine Manipulation durch den Computer gibt es in diesen Arbeiten nicht. Ich verwende alles so, wie ich es finde und arrangiere die Einzelteile zu etwas Neuem. Dabei verschieben sich Perspektiven, Größenverhältnisse ändern sich, es entstehen Räume, die ihren Ursprung in Bestehendem haben. Das finde ich spannend. Vielleicht auch weil es so anders als meine sonstige Arbeit als Architektin ist, wo ich ja die überwiegende Zeit am Rechner sitze und alles so durchgeplant ist.
Warum hast du dich für diese Technik entschieden?
Es hat sich wie schon beschrieben aus dem konkreten Arbeiten entwickelt. Aber ich habe auch entdeckt, dass es unheimlich schön ist, wenn sich auf einmal etwas zusammenfügt. Teilweise liegen die Schnipsel, die ich ausschneide, lange ungenutzt herum, bis sie irgendwann ihren Platz in einer der Collagen finden und einen Sinn im Gesamtbild ergeben. Außerdem passiert es tatsächlich auch, dass ich durch die Bilder, die ich beim Durchblättern der Zeitschriften mit dem Auge scanne, an Artikeln hängenbleibe, etwas Neues lese. Es ist einfach auch wahnsinnig interessant und vielseitig.
Wo findest du dein Material?
In allen erdenklichen Zeitschriften. Ich bin guter Kunde in der Bahnhofsbuchhandlung geworden, da es dort die größte Vielfalt an unterschiedlichen Heften zu kaufen gibt. Aber ich habe auch schon ganze Magazin-Jahrgänge bei Ebay gekauft oder im Nachbarschaftsnetzwerk und von Freunden geschenkt bekommen. Von Architektur bis Zeit-Magazin ist alles dabei.
Ich stelle mir vor, dass die Arbeitsweise etwas relativ Meditatives hat. Motive mit dem Skalpell ausschneiden, mit anderen kombinieren, hin und her schieben. Würdest du das für dich unterschreiben?
Auf jeden Fall. Das ist auch genau das, was ich auf meiner Homepage beschreibe. Aus Bildern, die mir in Zeitschriften begegnen, mit Skalpell und Klebstoff völlig neue Welten zu gestalten, das hat mich tatsächlich nicht mehr losgelassen. Da bin ich in einen Raum aus Ruhe eingetaucht. Die ist in meinen Collagen und auch um mich herum spürbar, während ich an den Collagen arbeite. Es hat etwas unglaublich Meditatives.
Noch mal zurück zu deiner Ausstellung. Dürfen Besucher in den Raum? Oder ist die sie lediglich von außen zu sehen?
Tja, das ist tatsächlich so eine Sache. Die Fläche ist ein Showroom und momentan gilt hierfür die Regelung wie bei Click & Meet. Das bedeutet, mit Termin und tagesaktuellem Coronatest darf man in den Raum hinein. Ansonsten geht es leider nur durch das Schaufenster. Am besten vorher einen Termin mit mir per Mail abstimmen.
Was genau ist eigentlich der White Room?
Ich weiß gar nicht viel über den Raum. Ich kannte ihn vom Vorbeigehen, da ich in Flingern wohne. Im Schaufenster gibt es eine Beschreibung: „Der White Room ist die weiße Leinwand des Künstlers, durch die er die Möglichkeit hat, sich frei zu entfalten.“ Der Raum ist eine Pop-Up-Fläche der Kreativagentur Blkagency. Ein schöner weißer Raum, ungefähr 5 mal 5 Meter, Boden, Decke, Wand, alles ganz clean, mit einem großen Schaufenster zur Hoffeldstraße. Ich habe im April einen Link von einem Freund geschickt bekommen, in dem auf eine Verlosung der Fläche für zwei Wochen im Mai hingewiesen wurde. Man konnte sich dafür bewerben. Das habe ich dann ganz mutig getan. Die Verlosung habe ich nicht gewonnen, aber am nächsten Tag erhielt ich eine Mail, in der stand, dass meine Collagen der Jury so gut gefallen hätten, dass sie mir gerne die letzte Maiwoche den Raum für eine kleine Ausstellung meiner Arbeiten anbieten würden.
21.-28.5. Cornelia Greef „Räume“: White Room, Hoffeldstr. 12, Düsseldorf