Sie sind alle drei Anfang der 2000er Jahre entstanden und bildeten lange Zeit die Speerspitzen der Düsseldorfer Offkultur: die Kunstvereine Brause, reinraum und damenundherren. Letzterer sucht bereits seit fünf Jahren vergeblich nach neuen Räumlichkeiten. Auch die Brause hat, seit sie die alte Tankstelle an der Bilker Allee 2019 verlassen musste, kein alternatives Domizil gefunden. Wie sieht die Perspektive der Kunstvereine in einer Stadt aus, in der kaum etwas so rar ist wie günstige Räume? theycallitkleinparis hat sich mal umgehört.
„Keine ehrenamtlich tätige Eventagentur“
Ein ähnliches Suchprofil wie die Brause hat auch das damenundherren, das seine Räume auf der Oberbilker Allee im Februar 2017 verlassen musste. Seitdem sucht man 50 bis 100 Quadratmeter für maximal 1000 Euro warm. „Mit Nutzungsgenehmigung für alle Arten von Veranstaltungen: Konzerte, Ausstellungen, Theater, Partys und Lesungen“, so Vorstandsmitglied Annette Krohn. Man benötige allerdings nicht nur einen Veranstaltungsraum, sondern vielmehr einen festen Treffpunkt mit einer Art Café- beziehungsweise Barambiente. Anders als manchmal in der Öffentlichkeit wahrgenommen, verstehe sich der Verein keinesfalls als ehrenamtlich tätige Eventagentur, erklärt Krohn. Das damenundherren sei vielmehr stets ein Ort für Austausch und Begegnung gewesen: „Im Austausch entstanden Freundschaften, Gemeinschaften aus Gleichgesinnten, ähnlich Begabten und etwas um die Ecke Denkenden – im positivsten Sinne. Diese losen und festen Gruppen haben dann aus Eigeninitiative Veranstaltungen organisiert und Ideen gemeinsam umgesetzt.“ Auch Menschen ohne Vereinsmitgliedschaft konnten ihre Ideen im damenundherren vorstellen und mit dem Support des Vereins rechnen. Dieser Austausch und die oft zufällige Möglichkeit des Kontakts und Kennenlernens fehle sehr, findet Krohn.
Vor Beginn der Pandemie habe man viele Räumlichkeiten in Düsseldorf in Augenschein genommen, „bestimmt 30 bis 40“. Zudem habe man Veranstaltungen in andere Düsseldorfer Locations ausgelagert, ins zakk, das WP8 oder die Oberbilker Christuskirche. Dazu kam eine mehrmonatige Zwischennutzung des Haus Kolvenbach im Südpark. Seit nun Corona über die Welt kam, liegt die Raumsuche vorerst auf Eis, gesteht Krohn: „Wir suchen derzeit nicht wirklich nach einem Raum. Wenn man nichts veranstalten kann oder nur mit 20 Gästen, macht das keinen Sinn.“ Bei der Stadt wisse man allerdings, dass das damenundherren für eine Nutzung von Teilen der ehemaligen FFT Kammerspiele auf der Jahnstraße offen wäre. Die stehen seit dem Umzug des FFT zum Konrad-Adenauer-Platz nämlich leer.
damenundherren
Gründungsjahr: 2003
Ohne feste Räume seit: 2017
Mitglieder derzeit: ca. 30
Mitgliedsbeitrag: 5 Euro/Monat
Perspektive: ehemalige FFT Kammerspiele auf der Jahnstraße
In dieser Reihe bereits erschienen: