Der Lantz’sche Skulpturenpark geht in die dritte Runde. Ab sofort sind Besucher:innen wieder eingeladen, Kunst in der denkmalgeschützten Parkanlage in Düsseldorf-Lohausen zu erleben. Die diesjährige Ausstellung trägt den Titel „Terra incognita – Fragen an die Erde“ und verwandelt den Park bis zum 21. August in einen Ort voller Geheimnisse und wundersamen Entdeckungen. Als Kuratorinnenteam konnten 2022 Friederike Fast und Lea Schleiffenbaum gewonnen werden. „So wie der Naturforscher und Entdeckungsreise Alexander von Humboldt einst in die Ferne aufbrach, um – angetrieben von seiner Neugierde – unerschlossene Landstriche zu erkunden, möchten wir gemeinsam mit den Künstler:innen den Lantz’schen Park erforschen, um diesen Ort mit neuen Augen zu sehen“, sagen Fast und Schleiffenbaum. „Denn wie Humboldt vor rund 200 Jahren treibt auch uns die Überzeugung an, dass der Mensch sich heute als integraler Teil inmitten einer Welt verorten muss, in der – wie bei einem komplexen, lebenden Organismus – alles mit allem verbunden ist.“
Die eingeladenen Künstler:innen nehmen die 14,5 Hektar große Grünanlage als Ausgangspunkt ihrer Beiträge und beleuchten dabei das Verhältnis zwischen Mensch und Natur. So hat der belgische Künstler Adrien Tirtiaux eine hölzerne, in die Höhen strebende Turmstruktur geschaffen, in deren Zentrum ein Baum steht, der durch den weitverbreiteten Käferbefall eingegangen ist. Diese fantasievolle Gartenarchitektur von Tirtiaux eröffnet neue Perspektiven für die Besuchenden – zum Beispiel auch auf die vielen Insekten, die diesen toten Baum bewohnen. Während in den farbigen Zeichnungen der Künstlerin Anne Duk Hee Jordan Szenen aus der Über- und Unterwasserwelt mit Wesen und Figuren aus der Mythologie sowie Momenten aus dem Alltag vor unseren Augen vorüberziehen, lässt der israelische Künstler Gili Avissar den Park von geheimnisvollen Kreaturen aus Textilien bevölkern oder schlüpft selbst in die Rolle einer Pflanze, um unsere Beziehung zur Natur zu überdenken.
Mit den Arbeiten von Shira Wachsmann und Martin Walde werden Vergangenheit und Gegenwart in ein neues Verhältnis gesetzt, um über eine mögliche Zukunft zu spekulieren: So verpflanzt Wachsmann Kakteen aus verschiedenen Teilen der Erde in den Park, für die laut aktueller Studien ihre jetzige Heimat bald zu heiß werden könnte. Walde dagegen richtet einen Bauzaun mit einem fiktiven Bauprojekt auf der Wiese ein, das die klimatischen Bedingungen in der letzten Warmzeit vor rund 130.000 Jahren beleuchtet. Er will damit die Frage aufwerfen, wie die Menschen hier in der Zukunft leben werden. Navid Nuur und Lena von Goedeke wecken die Begeisterung für die Wunder der Natur. Mit ihren temporären Eisschaukeln, die – sobald sie installiert sind – schon wieder schmelzen, schafft von Goedeke eine eindringliche Metapher für die Vergänglichkeit des ewigen Eises. Parallel lädt sie mit „Somnambul“ zu einer Schnitzeljagd im Dunkeln ein, bei der Besuchende mit Stirnlampe ausgestattet magische Naturerscheinungen entdecken können. Der in den Niederlanden lebende Künstler Navid Nuur lässt auf einem Felsbrocken unverhofft eine kristalline Blume aus Eisenstaub wachsen. Zudem lenkt er im Innern der Lantz’schen Kapelle die Aufmerksamkeit auf kosmische Zusammenhänge, indem er mit einem goldenen Fries eine Gestirnskonstellation auf der Wand über der Tür nachzeichnet. Michail Pirgelis und Philipp Modersohn rücken den industriellen Kontext der Parks ins Bewusstsein: Während Modersohn Industriestoffe wie geschmolzenes Plastik, Schlacke aus der Stahlherstellung, ein Stück Beton und Tuffgestein zum „Erholungsurlaub“ in den Lantz’schen Park „einziehen“ lässt, scheint Michail Pirgelis die Flugzeuge, die alle paar Minuten dicht über den Köpfen der Parkgäste herfliegen, „herunterzuholen“: Das Fragment eines Passagierflugzeugs mit deutlich sichtbaren Abnutzungs- und Witterungsspuren und einer leicht gebauten Außenhaut erinnert zugleich an eine futuristische Behausung und an ein Relikt aus vergangenen Zeiten.
Neben Skulpturen und räumlichen Interventionen, die für die gesamte Ausstellungsdauer auf dem Areal zu sehen sind, finden an insgesamt drei Programmwochenenden Führungen, Workshops, Konzerte und Vorträge statt. So wird Annika Rixen in Anbindung an ihre Sitzobjekte sowie einen Paravent mit bläulichen Pflanzenmotiven, die sie für den sommerlichen Aufenthalt im Park installiert, einen Workshop realisieren, bei dem die Teilnehmenden mit der fotografischen Technik der Cyanotopie Umrissbilder von im Park heimischen Pflanzen entstehen lassen können. Das Kollektiv „orangotango“ leitet einen Workshop mit unterschiedlichen Partnerinnen und Partnern aus Düsseldorf, bei dem unter sozioökologischer Perspektive eine neue mentale Karte des
Lantz’schen Parks entstehen wird. Außerdem werden regelmäßige Führungen bei Tag und bei Nacht angeboten, und die Künstlerin Lena von Goedeke wird bei einem Vortrag im Dunkeln über ihre Arktisreisen in den hohen Norden berichten.
Bis zum 21. August: Lantz’scher Park, Düsseldorf-Lohausen
Das tagesaktuelle Rahmenprogramm gibt es hier.