Die Grill-Pizzeria an der Bilker Allee ist nach ihrem Mann benannt: Cemo. Der 57-Jährige ist unweit lauter, extrovertierter und manchmal auch anstrengender als seine Frau Ewa Davulcu. Er grüßt an 365 Tagen im Jahr mit „Frohes Neues“, schmettert türkische Schlager und ermuntert seine Gäste, Liebe zu machen. Wie lebt und arbeitet es sich mit einem solchen Kaliber? theycallitkleinparis hat Ewa Davulcu an einem ruhigen Samstag zum Interview getroffen. Zentrales Thema des Gesprächs: die Liebe.
Ewa, wir wollen heute über die Liebe sprechen. Und weil das Interview anlässlich des Valentinstags erscheint, ist die erste Frage: Begeht ihr den Valentinstag? Spielt er für deinen Mann Cemo und dich eine Rolle?
Nein, ich mag das nicht. Für mich muss jeden Tag Valentinstag sein.
Seit mehr als 20 Jahren betreibt ihr das „Cemo“. Geboren und aufgewachsen bist du in Brzeg in Schlesien, einer Kleinstadt auf halber Strecke zwischen Breslau und Opole. Nach dem Abitur hast du zunächst eine Ausbildung zur Steuerfachgehilfin gemacht. War das dein Ding?
Nein, gar nicht. Nur im Büro sitzen? Das war mir auf Dauer viel zu langweilig. 1999 bin ich nach Deutschland gekommen. Da war ich 25. Davor hatte ich drei Monate in Norwegen gearbeitet. In Polen gab es zu der Zeit keine Jobs, deshalb sind viele Polen ins Ausland gegangen. Eine Freundin von mir lebte damals schon in Düsseldorf. Deshalb bin ich hierher gekommen. Lange bleiben wollte ich eigentlich nicht.
Wie hast du Cemo kennengelernt?
Wir haben uns öfter in einem Café auf der Gladbacher Straße gesehen, in dem ich zu der Zeit gearbeitet habe. Irgendwann hat er mich gefragt, ob wir zusammen einen Kaffee trinken gehen. Ich habe zugesagt, aber das Treffen fand nicht statt. An dem Tag, an dem ich mit Cemo verabredet war, ist völlig überraschend mein Vater gestorben. Sehr jung, er war erst 55. Ich musste sofort nach Polen reisen und habe dabei völlig vergessen, Cemo abzusagen.
Trotzdem ging eure Geschichte weiter. Wie?
Nach dem Tod meines Vaters blieb ich eine Zeit lang in Polen, um Dinge zu erledigen. Als mein Vater schon beerdigt war, ist mir Cemo wieder eingefallen. Ich habe ihn angerufen und ihm erzählt, was passiert ist. Ab dem Zeitpunkt hat er sich jeden Tag gemeldet, um zu fragen, wie es mir geht. Nach drei Monaten bin ich zurück nach Deutschland gegangen. Einen Job hatte ich nicht. Ich erinnere mich an einen Tag, als ich an einer Haltestelle auf der Bilker Allee saß und dachte „Was machst du eigentlich hier? Du kennst niemanden, hast keine Familie, keinen Job.“ An dem Tag habe ich Cemo zufällig getroffen. Er hatte frei und hat mich zum Kaffee eingeladen. Die Frau seines Freundes suchte zu der Zeit eine Aushilfe für ihr Büdchen in Wersten. Den Job hat er mir vermittelt. Von den Kindern, die im Büdchen einkaufen kamen, habe ich deutsch gelernt. Als ich später Probleme mit meiner Wohnung hatte, hat mir Cemo angeboten, dass ich bei ihm wohnen könnte. Zu dem Zeitpunkt waren wir aber noch kein Paar, sondern Freunde. Wir haben uns gegenseitig unterstützt. Jedenfalls bin ich bei ihm eingezogen. Wenig später hörten wir von einem leerstehenden Restaurant an der Bilker Allee. Wir haben uns die Räume angeschaut. Cemo hatte Respekt vor der Aufgabe. „Das ist viel Arbeit, Ewa“, sagte er. Aber ich war jung, ich hatte viel Kraft und fand, wir sollten es probieren. Drei, vier Monate haben wir überlegt – dann haben wir den Mietvertrag unterschrieben, im Dezember 1999. Zu dem Zeitpunkt waren wir schon zusammen. Im März 2000 haben wir eröffnet und ein Jahr später geheiratet.
Was gefällt dir an deinem Mann?
Er bringt Dinge, die er angefangen hat, zu Ende. Er ist realistisch, Familie ist ihm wichtig. Und er ist sehr hilfsbereit. Nachdem ich ihn kennengelernt hatte, wurde in meinem Leben alles gut. Mein Vater hatte mir nach seinem Tod Schulden hinterlassen. Nach zweieinhalb Jahren waren die abbezahlt. In der Zwischenzeit hatte ich meine Mutter auch nach Düsseldorf geholt. Sie war nach dem Tod meines Vaters in Polen alleine. Ich habe keine Geschwister.
Lass uns mal über die Heirat sprechen. Hat Cemo dir einen Antrag gemacht, so richtig klassisch?
Richtig klassisch war es nicht. Es war jedenfalls während eines gemeinsamen Urlaubs in der Türkei. Wir waren bei einem Juwelier. Ich liebe Goldschmuck und ein Ring hat mir besonders gut gefallen. Da meinte Cemo: „Dann können wir die Eheringe gleich mit kaufen. Wenn wir zurück in Deutschland sind, möchte ich dich heiraten.“ Ich war einverstanden. Wir haben ja damals schon den Laden zusammen gemacht. Da lernt man sich ziemlich gut kennen.
Und der Ehering, wie sah der aus?
Er ist aus Gold (zeigt den Ring). Das Hochzeitsjahr ist eingraviert. 2001. Und ein E für Ewa. Cemo hatte den gleichen mit einem K, er heißt ja eigentlich Kemal. Sein Ring wurde vor einiger Zeit leider geklaut, als bei uns zuhause eingebrochen wurde. Er hat ihn aber sowieso nie regelmäßig getragen, weil seine Finger im Laufe der Jahre dünner geworden sind und der Ring deshalb nicht mehr richtig passte.
Wo habt ihr die Hochzeit gefeiert?
Im Laden. Das war der 26. November 2001, ein Montag. Eine kirchliche Hochzeit gab es nicht. Cemo ist ja Moslem und ich bin katholisch. Wir glauben an Gott, beide. Wir feiern Weihnachten, Ostern und das Zuckerfest. Ansonsten spielt Religion in unserem Leben keine Rolle. Am Tag der Hochzeit waren meine Mutter und ein paar Freundinnen von mir mit beim Standesamt. Danach sind wir in den Laden gefahren. Es gab drei Torten. Eine Freundin von mir hat Gitarre gespielt. Wir haben getanzt, gesungen und gegessen. War schön. An dem Tag habe ich Cemo übrigens zum ersten und einzigen Mal im Anzug gesehen.
Wie sah er denn davon abgesehen aus, als du ihn kennengelernt hast?
Er hatte mehr Haare, das auf jeden Fall. Jung und hübsch. Heute ist nur das „und“ geblieben.
Wie habt ihr euch eigentlich verständigt?
In komischem Deutsch. Ich hatte zwar auf dem Gymnasium in Polen Deutschunterricht gehabt, aber vieles vergessen. Als wir den Laden aufgemacht hatten, hat mir ein Türke, Mustafa, dreimal in der Woche deutsch beigebracht. In der Küche vom Laden. Mustafa hat Bücher besorgt und Hefte. Ich bekam Hausaufgaben, musste Vokabeln lernen. Später habe ich dann, auch im Laden, eine Deutsche kennengelernt. Karin, sie war zu der Zeit mit einem Türken verheiratet. Karin hat mir türkisch beigebracht. Ich wollte mit Cemos Eltern türkisch sprechen können. Das war noch vor unserer ersten gemeinsamen Reise in die Türkei.
Und wie gut ist dein Türkisch heute?
Ich verstehe viel. Verständigen kann ich mich auch. Aber ich spreche es natürlich nicht so gut wie deutsch.
Wie ist es im Gegenzug um Cemos Polnischkenntnisse bestellt?
Er kann nur ein paar Schimpfwörter.
Wie hat deine Mutter auf Cemo reagiert?
Sie hat gesagt: „Du musst zufrieden sein und mit ihm klarkommen, nicht ich.“ Später ist sie dann mehrfach mit uns in die Türkei geflogen, zu Cemos Eltern. Die beiden haben sich gut verstanden.
Und Cemos Eltern, wie waren die?
Der Vater ist ganz anders als Cemo, sehr ruhig. Das Temperament hat er von seiner Mutter. Sie war wie eine weibliche Ausgabe von ihm. Sie ist während der Corona-Zeit gestorben. Wir waren gerade alle in Quarantäne, die ganze Familie. Deshalb durften wir nicht zu ihrer Beerdigung in die Türkei fliegen. Nur wenige Monate später ist meine Mutter gestorben. Innerhalb eines halben Jahres haben wir sechs Menschen verloren, die uns nahe standen. Das war eine schlimme Zeit.
Zurück zum Thema Liebe: Würdest du dich als romantisch beschreiben?
Ich bin romantisch, ja, aber Cemo nicht. Ich habe einmal zuhause einen Abend vorbereitet mit Blumen und Kerzen. Cemo kam rein und fragt: „Ist jemand gestorben?“ Da war es vorbei mit der Romantik. Wir machen uns aber schon mal den Kamin an abends, dann sitzen wir da und trinken ein Glas Wein. Auch tanzen gehen mag Cemo gar nicht. Das würde ich total gerne mal machen. Aber er will nicht
Dafür singt er ja. Was sind das eigentlich für Lieder, die er während der Arbeit anstimmt?
Er singt meistens Schlager. Die haben oft keinen festen Text, sondern man singt spontan, was einem gerade einfällt. „Hallo schöne Frau. Zieh dich aus, gehen wir Kaffee trinken.“ So in der Art.
Wie reagieren Frauen, die türkisch verstehen, darauf?
Da kommt es natürlich schon mal zu lustigen Situationen. Wenn Cemo eine große blonde Frau vor sich hat, über die er dann singt, sie habe einen schönen Popo und sie dann auf türkisch darauf reagiert. In der Türkei ginge so etwas natürlich gar nicht. Aber hier in Deutschland ist es ein großer Spaß.
Auch vom Gesang abgesehen ist der Laden stark durch Cemo geprägt, schon allein, weil er seinen Namen trägt. Stand das eigentlich seinerzeit zur Diskussion?
Das weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr. Es ist ja schon so lange her, fast 25 Jahre. Es ist aber für mich kein Problem. Es gibt meine Pizza. Das reicht mir.
Von wem hast du das Pizza backen gelernt?
Cemo hat es mir beigebracht.
Grillst du auch, das machen ja gemeinhin auch eher Männer?
Klar, mache ich auch. Warum nicht? Im Laden haben wir uns die Arbeit aufgeteilt. Ich backe Pizza, serviere und erledige die Einkäufe. Cemo nennt mich deshalb auch den Außenminister. Während ich einkaufe, bereitet er Sachen in der Küche vor. Die Getränke schleppen unsere Jungs.
Das Cemo ist ja ein klassischer Familienbetrieb. Alle drei Kinder, Canel (21), Levin (19) und Sallin (11) packen mit an.
Das stimmt, ja. Früher hat auch meine Mutter noch mitgeholfen. Zu Anfang gab es im Laden manchmal Pierogi. Aber die zuzubereiten ist total aufwendig. Deshalb haben wir das wieder aufgegeben. Die mache ich jetzt nur noch für uns privat.
Wie sehen eure Arbeitstage aus?
Wir kommen morgens so gegen 11 Uhr in den Laden. Dann frühstücken wir zusammen und bereiten alles vor. Um 12 Uhr machen wir auf. Mittags fahre ich nach Hause, wir wohnen in Volmerswerth, um für die Kinder Essen zu machen. Anschließend geht es zusammen mit dem Großen in den Laden. Geöffnet ist von 12 bis 21 Uhr, im Sommer auch schon mal bis 23 Uhr. Sechs Tage die Woche.
Wie schwierig ist es, mit dem Partner zusammenzuleben und zu arbeiten?
Es ist eine Kunst, natürlich ist es auch manchmal anstrengend.
Trotz seiner 57 Jahre hat dein Mann ja wahnsinnig viel Energie. Er ist sehr extrovertiert. Und laut.
Das Laute höre ich gar nicht mehr. Das geht da rein, da raus. Aber tatsächlich hat er unheimlich viel Kraft. Es macht ihm nichts aus, viel zu arbeiten. Die Arbeit ist gleichzeitig sein Hobby, er genießt es, im Laden zu sein. Ich möchte auch mal ein Buch lesen, spazieren gehen oder Freundinnen treffen. Als der Laden noch samstags geöffnet war, hat Cemo mit unseren Söhnen gearbeitet. Ich habe frei gemacht. Das tat mir gut. Mittlerweile ist Samstag unser Ruhetag. Der einzige in der Woche.
Du hast eure Tochter Sallin schon erwähnt. Sie ist ähnlich extrovertiert wie ihr Vater, singt, tanzt und ist die Protagonistin einiger Videos, die auf euren Social Media-Kanälen laufen. Sallin ist begeisterte Kickboxerin. Vorher hat sie acht Jahre lang Ballett gemacht. Und jetzt möchte sie mit Eiskunstlaufen anfangen. Als du so alt warst wie sie heute, was für einen Plan hattest du für dein Leben?
Als Mädchen wollte ich einen Prinzen heiraten, ein schönes Haus haben und ein schönes Auto. Später war mir dann Familie wichtig. Ich wollte eigentlich vier Kinder haben. Letztendlich sind es dann nur drei geworden. Das ist aber auch vollkommen okay.
Es gibt Paare, die weniger als zehn Minuten täglich miteinander reden. Wie ist das bei Cemo und dir?
Wir reden natürlich ständig miteinander. Aber fast immer geht es um den Laden. Oder um die Kinder. Über Persönliches reden wir weniger als zehn Minuten.
Worüber streitet ihr?
Nur über Geschäftliches. Cemo vergisst zum Beispiel oft, dass Kunden Veganer sind. Ich sage ihm dann dreimal: keine Joghurtsoße. Aber er packt sie trotzdem drauf.
Wirst du in solchen Situationen schon mal laut?
Manchmal werde ich auch laut. Früher bin ich dann in die Küche gegangen und habe ein paar Teller kaputt gehauen. Mittlerweile denke ich: wozu, warum? Weil ich was vergessen habe? Lohnt sich nicht. Heute ziehe ich mich eher zurück, wenn wir Streit haben. Ich gehe nach Hause, mache mir einen Kaffee und esse was Süßes.
Wie würdest du eure Gäste beschreiben?
Die allermeisten sind Stammgäste. Entspannte Leute. Die, die neu dazu kommen, kommen oft auf Empfehlung. Wir leben von Mundpropaganda. Werbung machen wir nicht, nur Social Media. Mein Sohn postet regelmäßig Videos bei Instagram. In der letzten Zeit fällt mir auf, dass die Aggression zugenommen hat, zum Glück nur bei einzelnen Leuten. Bei denen sind wir froh, wenn sie nicht mehr wiederkommen. Lieber zwei Gäste weniger als schlechte Stimmung im Laden.
Gab es mal den Fall, dass sich ein Gast in dich verliebt hat?
Nicht dass ich wüsste. Nein, glaube ich nicht.
Und wie würde dein Mann reagieren, wenn es so wäre?
Kopf ab (lacht). Cemo ist eifersüchtig. Ich kenne das nicht. Eifersucht, Hass und Neid sind mir völlig fremd. Als wir hier angefangen haben, sind viele Polen zu uns gekommen, die hier im Viertel wohnten. Die waren, vermute ich, neidisch auf uns, auf mich. Sie haben uns dann Salz- und Pfeffer geklaut. Oder Aschenbecher. Oder mich beschimpft, dass ich mit einem Türken verheiratet bin. Das hat mich sehr enttäuscht. Ich habe mich immer gefreut, Menschen aus Polen hier zu treffen, mit denen ich ein bisschen polnisch quatschen konnte. Nach den schlechten Erfahrungen habe ich beschlossen, niemandem mehr zu erzählen, wo ich herkomme. Irgendwann kam dann eine Gruppe von polnischen Frauen in den Laden. Sie unterhielten sich über mich und sagten: „Die macht tolle Pizza, aber die ist bestimmt aus Russland.“ Da habe ich mich umgedreht und auf polnisch gesagt: „Nein, bin ich nicht. Ich bin aus Polen.“ Das liegt mittlerweile über 20 Jahre zurück. Die Frauen sind heute meine Freundinnen.
Dein Heimatland Polen hat schwierige Jahre hinter sich. Als die PiS an die Regierung kam, geriet die Demokratie in Gefahr. Wie nimmst du die politische Situation im Land heute wahr?
Ich nehme die Stimmung anders wahr als noch vor einigen Jahren. Die Polen waren früher sehr rassistisch. Das hat sich verändert. Mittlerweile leben mehr Ausländer im Land. Früher kannten Polen beispielsweise Türken nur aus dem Fernsehen. Seit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine sind viele Ukrainer und Russen ins Land gekommen. Die Polen haben sie ziemlich gut aufgenommen. Früher wäre das ganz anders gewesen. Als ich meinem Onkel vor 25 Jahren sagte, dass ich einen türkischen Mann heiraten werde, sagte er „Ein Türke? Der wird dich schlagen, der wird noch drei andere Frauen haben und mit Teppichen handeln.“ Darauf ich: „Wenn ich einen Polen heirate, könnte er mich auch schlagen.“ Und mein Onkel: „Das ist nicht schlimm, das ist dein Landsmann.“ Darüber lache ich bis heute. Als mein Onkel Cemo dann später kennengelernt hat, kamen sie super miteinander klar.
Wie empfindest du die derzeitige Lage hier in Deutschland? Du hast ja schon von der zunehmenden Aggression, die du im Laden spürst, erzählt.
Ich halte mich aus der Politik raus. In Polen, in der Türkei und auch hier in Deutschland. Ich habe noch einen polnischen Pass, gehe aber ganz bewusst nicht wählen. Ich lebe ja nicht in dem Land, deshalb möchte ich keine Entscheidung für die Menschen treffen, die vor Ort sind. Wer weiß, vielleicht hätte ich ja eine andere Meinung, wenn ich in Polen leben würde. Was Deutschland angeht: Ich habe gerade die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt. Ich habe die Sprachprüfung gemacht. Viele haben vorher gesagt: Das schaffst du nicht. Aber ich habe eine Zwei gemacht. Ob ich hier wählen werde, wenn ich es denn kann, weiß ich noch nicht. Ich wüsste nicht, welche Partei!
Lass uns noch mal zum Ausgangspunkt unseres Gesprächs zurückkommen, zur Liebe. Ihr habt euch ja ewige Treue geschworen, du und dein Mann. Glaubst du, dass ihr zusammen bleibt?
Ja, ja. Wir ergänzen uns gut. Wenn es mir Scheiße geht – Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, egal, gehe ich zwei Stunden nach Hause und lege mich hin. Oder trinke Kaffee. Oder ich putze. Und Cemo macht das umgekehrt genauso. Natürlich machen wir auch Kompromisse. Ohne Kompromisse kommst du nicht weiter. Wenn wir uns trennen würden, wäre ja nicht nur das Geschäft kaputt, sondern gleichzeitig auch die Familie. Und wenn du jemand anderen heiratest, weißt du ja auch nicht, ob es besser ist. Ich bin gerade an einem Punkt, wo ich gerne zwei Tage die Woche frei machen würde. Samstag und Sonntag.
Und was sagt Cemo dazu?
Er will das nicht. Ich kämpfe schon seit zwei Jahren dafür. Es kenne viele Menschen, die nicht viel älter geworden sind, als ich jetzt bin. Ich will nicht immer arbeiten. Ich möchte Freunde treffen, meine Familie in Polen besuchen, einfach schöne Dinge machen. Massage, Pediküre, Friseur. Irgendwann setze ich das durch.