Nicht in eigenen Schutzräumen verharren. Positionen und Perspektiven 7

„Die Bereitschaft einander zuzuhören ist gerade wichtiger denn je“, finden Meron Mendel und Saba-Nur Cheema. Es ist nahezu sicher, dass die beiden diese Kultur des Zuhörens und Sich-Austauschens, der multiperspektivischen Auseinandersetzung, auch praktizieren. Mendel ist Direktor der Bildungsstätte Anne Frank und Autor, Cheema Politologin, Publizistin und Antirassismus-Trainerin. Das jüdisch-muslimische Paar publiziert gemeinsam und schreibt regelmäßig eine Kolumne mit dem wunderbaren Titel „Muslimisch-jüdisches Abendbrot“ im Feuilleton der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Seit Januar 2024 hostet das Duo die Gesprächsreihe „Positionen und Perspektiven“ am Düsseldorfer Schauspielhaus, zu der sie wechselnde Gäste einladen. Ausgangspunkt der Gespräche ist der Krieg im Nahen Osten. „Im Idealfall gelingt es uns, eine Vielfalt von Positionen zu zeigen, die sich nicht zwangsläufig widersprechen, aber auf jeden Fall nicht identisch sind“, betonen Mendel und Cheema. Es gehe darum, gedanklich weiterzukommen, nicht in eigenen Schutzräumen zu verharren. Darum, andere Perspektiven anzuerkennen und miteinander zu diskutieren – ohne zu diffamieren.

In der mittlerweile siebten Ausgabe von „Positionen und Perspektiven“, die am 25. Januar im Schauspielhaus über die Bühne geht, haben die Gastgebenden die französisch-israelische Soziologin eine der profiliertesten linken Denkerinnen unserer Zeit zu Gast: Eva Illouz. Illouz schreibt: „Es gab eine Zeit, in der wir mehrere Werte gleichzeitig zu vertreten in der Lage waren: Gleichheit und Freiheit, Antirassismus und Meinungsfreiheit, Vielfalt und Toleranz. Das momentane politische Klima – insbesondere im linken Spektrum – hat sich drastisch verändert. Wir sind jetzt dazu angehalten, uns für ein Lager zu entscheiden: zwischen dem Kampf gegen Islamophobie und dem Kampf gegen Antisemitismus.“

Warum opfert die politische Linke zunehmend universalistische Prinzipien zugunsten partikularer identitätspolitischer Interessen? Was bedeutet dies für die Zukunft progressiver Bewegungen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt? Illouz analysiert, warum solche Entwicklungen die moralische Autorität der Linken schwächen und plädiert eindringlich für Bündnisse sowie eine Rückbesinnung auf Werte wie Brüderlichkeit und Empathie. Doch wie kann dies in einer zunehmend polarisierten Gesellschaft gelingen? Gemeinsam mit Saba-Nur Cheema und Meron Mendel diskutiert Eva Illouz, wie Ideale und Dialog den Weg aus der Krise weisen könnten. Das Gespräch findet in englischer Sprache statt, wird aber ins Deutsche übersetzt.

25.1., 19 Uhr, Positionen und Perspektiven 7 mit Eva Illouz, Schauspielhaus, Düsseldorf

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